Event
Öffentlich
21
Nov
2021
Hospizbüro Havixbeck Hauptstrasse 53
16:00 Uhr - 18:30 Uhr
2/15
Albrechts langer Abschied »Der Doktor sagte vor 15 Jahren: 5 Jahre gebe ich Ihnen. Dann hab ich ordentlich auf den Putz gehauen.« 81 Jahre alt wurde der Wuppertaler Vermessungsingenieur Albrecht Lambertz. Die letzten zehn Jahre seines Lebens begleitete ihn ein Filmteam des Medienprojekts Wuppertal und porträtierte seine jeweiligen Lebenssituationen. Eigentlich sollte es ein Film über Albrechts »letzte Tage« werden, der über einen Hospizdienst schon einen Sterbebegleiter hatte, den er dann aber um viele Jahre überlebte. Trotz zahlreicher schwerer chronischer Erkrankungen, Notsituationen und Einschränkungen lebte der katholische Naturwissenschaftler mit seiner Frau und zwei Kindern sein Leben selbstbewusst und mit Freude angesichts des (scheinbar) nahen Todes, ohne sich hierdurch allzu stark einschränken zu lassen. Der Tod wurde ein Lebens- und Überlebensthema für ihn, die Aufklärung über den Tod sein Motiv des Films: »Meine Lebenseinstellung ist so. Ich komme aus der Naturwissenschaft. Wenn ich die Natur betrachte, jedes Lebewesen, ob Elefant, Mensch, Affe oder Blume – alles fängt an zu leben und hört auf zu leben. Und ich bin in der Natur drin und höre auch einmal auf. Ein Mensch muss die Gesetze der Realität annehmen. Ihm bleibt nichts anderes übrig.« Albrecht bereitete sich auf seinen Tod vor, hatte keine Todesangst: »Ich habe so viel im Leben gemacht, da kann ich nicht traurig sein. Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Manchmal habe ich mir den Abschied gewünscht. Eine einfache Holzkiste würde mir reichen. Ich will von den Würmern zerfressen werden.« Nach einem letzten Herzinfarkt ging es wieder ins Krankenhaus, sein Wille war es, nicht durch Maschinengewalt am Leben erhalten zu werden. Er starb friedlich auf der Palliativstation. »Ich lebe fort, wenn meine Frau noch weiterlebt. Dann erinnert sie sich an mich. Das ist für mich ein Trost. Da meine Frau viele Erinnerungen hat, hat sie sehr viel von mir.« So wie er sich es gewünscht hatte, dokumentiert der Film sehr persönlich und ohne Tabus das Leben und Sterben von Albrecht Lambertz und zeigt, wie ein erfülltes und würdevolles Leben trotz zahlreicher Einschränkungen bis zuletzt möglich ist, wenn der Tod seinen Schreckenverliert. »Ich habe auch den Hintergedanken, dass wenn ich sterbe, wenn ich gut sterbe, dass andere Menschen animiert werden, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen.«