Von Biodiversität und Meinungsdiversität
Interessiert und auch etwas verwundert habe ich die Berichterstattung im Wochenblatt von vergangener Woche zur Vertragskündigung eines ungepflegt erscheinenden Gartens in der Familiengartensiedlung in Aesch gelesen. Der mediale Aufschrei war zu erwarten und folgte auf dem Fuss, mit zahlreichen Leserbeiträgen in der der aktuellen Ausgabe. Sachlich, hier und da zugespitzt formuliert, aber alle unterzeichnet mit einem Namen und keiner anonym. Der anonyme Brief, den Herr Oberli erhalten und auf Crossiety geteilt hat beschämt mich und lässt mich ratlos zurück. "Hate Speech" ist etwas, was ich bisher nur aus den sozialen Medien kenne - dort zwar nicht fassbar aber in der Regel nicht anonym.
Man kann immer anderer Meinung sein, aber die Auseinandersetzung sollte fair sein und allen Beteiligten die Möglichkeit geben sich zu erklären. Und ich bin überzeugt, dass man sich auch hier an einen Tisch setzen und eine gemeinsame Lösung finden kann - allenfalls auch mit Beteiligung der Einwohnermeinde, die die Förderung der Biodiversität als ein strategisches Ziel ausgegeben hat. In meiner Erfahrung hilft es sich in die Lage der anderen Partei zu versetzen und "ein paar Schritte in den Schuhen des anderen zu gehen". An der nächsten Einwohnerversammlung im März wird sich am revidierten Zonenplan zeigen, wie wichtig uns als Aescher und Aescherinnen dieses Thema ist. Und wie schwierig es oft ist, dies in der Praxis umzusetzen, ohne zu stark in Eigentumsrechte einzugreifen - eine typische Güterabwägung.
Vielleicht könnte man in dem vorliegenden Streitfall eine aussagekräftige Informationstafel mit Unterstützung der Gemeinde anbringen, dann weiss jeder und jede, was Sache ist und, dass der betreffende Garten Teil einer Strategie für unser Aesch bi Gott ist mit dem Ziel dieses lebenswert und attraktiv zu halten - für die Bewohnerinnen und Bewohner aber auch für Schmetterlinge und Insekten als wichtigen Teil unserer Nahrungskette und Ökosystems.
Dazu gehört auch, dass wir als Menschen anständig miteinander umgehen auch bei grundlegenden Meinungsverschiedenheiten. Auch Meinungsdiversität ist ein hohes Gut.
Zwischen «naturnah» und «verwildert»
https://epaper.bzbasel.ch/article/1101313/1101313/2025-02-22/23/332730812?signature=81dfcf5629801a7822eccc0e1065ca83841071fc3fd92efe4e581dec762e11be