BAUHAUSSTIL IN EGLISAU?
Immer wieder einmal provoziert ein Neubau in Eglisau Kopfschütteln oder fragende Blicke. 1930 versuchte der Eglisauer Chronist und Pfarrer Brassel angestrengt, die Schönheit des «Hüsli ohne Tach» an der Eigenstrasse 20 gebührend zu würdigen, welches der Architekt Walter Schaad im Stil des «Neuen Bauens» entworfen hatte. Walter H. Schaad (1902 bis 1990) war ein Schüler und Mitarbeiter von Karl Moser und Le Corbusier, welche das «Neue Bauen» im Sinne des Urhebers Walter Gropius an der Hochschule «Das Bauhaus» in Weimar und später in Dessau mit seinen Nachfolgern, dem Schweizer Architekten Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe, auch im Sinne des sozialen Wohnungsbaus, weiterentwickelten. Schaad gilt als wichtiger Architekt des Neuen Bauens in der Schweiz. Stahlskelettkonstruktion, einfache, zweckmässige Ausgestaltung, ein Flachdach oder grossflächige Verglasungen sind typische Merkmale dieses Baustils. Das in den 1929/30er Jahren realisierte Gebäude in Eglisau ist ein einzigartiger Zeitzeuge im Stil des Neuen Bauens in der Region Unterland. Innovationen wie Stahlskelettkonstruktion, Backsteine aus Bimsstein und grosse Fensterflächen hatte man im Landstädtchen noch nie gesehen. Heute gilt das bald 100-jährige Wohnhaus Schaad als beredter Zeuge für den Aufbruch in eine neue Zeit der Gestaltung. Gleichzeitig hält es Zwiesprache mit Wohngebäuden aus dem letzten Jahrzehnt, die sich mit kubischen Formen und Flachdächern präsentieren.

Die neue Sonderausstellung im Ortsmuseum EGLISAUER HAUSgeSCHICHTEN bringt spannende Einblicke in zwölf unterschiedliche Häuser Eglisaus. Es werden Geschichten von Bauzeit und Renovationen, von Nutzung und Verkäufen erzählt, und weil im Wort «Geschichten» auch «Schichten» stecken, verspricht die Schau eine Auseinandersetzung mit Lebensformen durch die sozialen Gruppen – von der Bauernstube bis zur WG – und mit historischer Bausubstanz, die unter Farb- und Gipsschichten hervorkommen können. Die Ausstellung im Museum öffnet jeweils am ersten Sonntag im Monat. Begleitendend zur Ausstellung gibt es die NACHMITTAGE DER OFFENEN TÜREN. An jedem dritten Samstag des Monats bietet eins der Häuser Zutritt für eine Umschau.

Diesen Samstag, 18. Juni, ist das Wohnhaus Schaad an der Eigenstrasse 20 zwischen 14.30 und 17.00 Uhr für einen Einblick geöffnet. Eine einmalige Gelegenheit, ein wenig Bauhausluft zu schnuppern!
Es sind alle willkommen - Wir freuen uns auf eure Besuche!