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klangreich: musica transalpina - Frühlingsmusik aus England um 1590

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Alte Kirche Romanshorn

chant 1450 & Christian Zehnder:
Camille Joutard, Sopran
Giovanna Baviera, Alt
Daniel Manhart, Tenor
Simon MacHale, Bariton
Jedediah Allen, Bass
Ziv Braha, Laute
& Christian Zehnder, Stimme

Seit vielen Jahren verfolgt der Sänger (und E-Bassist) Daniel Manhart mit seinem Vokalensemble chant 1450 die Idee, a cappella - Vokalmusik der Renaissance mit exzellenten Solobeiträgen von Gastmusikern zu verbinden. Die Resultate dieses äusserst fruchtbaren Ansatzes waren in klangreich schon zweimal zu erleben, ein erstes Mal vor fünf Jahren mit dem Oud- und Gitarrenspieler Mahmoud Turkmani und ein zweites Mal mit dem Elektronikkünstler Sylvain Chauveau.
Daniel Manhart, Gründer und Leiter des Ensembles 1450, schreibt zu diesem neuen Programm:

Die Musica transalpina ist ein Musikdruck mit 57 Madrigalen in englischer Sprache. Die Sammlung erschien 1588 in London und zeigt ein breites Repertoire von Stücken aus Italien, darum „transalpina“. Warum nun italienische Madrigale in englisch? Seit 1540 nahm das Interesse an italienischer Musik in England stetig zu. Die italienische Sprache war aber vielen Engländern nicht geläufig. Deshalb gab es bald englische Übersetzungen der Texte, um Aufführungen der populären Musik möglich zu machen, zuerst im privaten Bereich. Die Musica transalpina hob diese Anstrengungen nun auf eine offizielle Ebene: William Byrd, zu jener Zeit der Komponist mit dem von der Königin verliehenen Monopol zum Drucken von Musik, veröffentlichte die von Nicholas Yonge zusammengestellte Sammlung mit Texten ausschliesslich in Englisch. Prominente Madrigal-Komponisten wie Lasso, De Wert, Marenzio, Palestrina, De Monte prägen diesen Druck. Byrd selber steuerte zwei neue Stücke bei, wohl, um den Marktwert der Sammlung zu erhöhen. Eine beeindruckende Zahl von Kompositionen (14) stammt von Alfonso Ferrabosco (1543 - 1588), einem Italiener, der sein Leben pendelnd zwischen England und Italien verbrachte und dessen Musik in England überaus populär war.

Nach dem grossen Erfolg der Musica transalpina folgten weitere Drucke italienischer Madrigale in englischer Sprache, zum Beispiel Thomas Watsons Italian Madrigalls Englished (1590). Gleichzeitig setzte die Musica transalpina den Startpunkt für die Entwicklung einer überaus reichen, qualitativ hochstehenden Madrigaltradition in England, wo Komponisten wie Gibbons, Weelkes, Morley, Wilbye, Byrd und viele andere Stücke in englischer Muttersprache schrieben. Das Konzertprogramm Musica transalpina – Frühlingsmusik aus England um 1590 verbindet beide Traditionen: italienische Madrigale aus dem Druck von 1588 (also in Englisch) und berühmte Stücke aus den Jahren danach von englischen Komponisten. Ergänzt wird das Programm durch kurze Solo-Stücke für Laute aus jener Zeit. Die inhaltliche Klammer aller Stücke des Programms ist der Frühling, die Liebe und die Lebenslust - now is the month of maying!

Christian Zehnder, bekannt geworden durch das Duo Stimmhorn mit Balthasar Streiff, stellt den Madrigalen eigene Solo-Stücke gegenüber. Seine „Musica alpina“ – seine ganz eigene, persönliche Version einer zeitgenössischen „Alpenmusik“ – kommentiert aus der geographischen Mitte heraus das englische und italienische Repertoire der Alten Musik. Die „Musica alpina“ und Musica transalpina begegnen sich so auf eine neue, noch nie gehörte Weise. Der vielfach ausgezeichnete Stimmkünstler pflegt zudem ganz andere Gesangstechniken als die für den Ensemblegesang der Alten Musik geschulten SängerInnen von chant 1450. Das Nacheinander, Miteinander, Gegeneinander der Stimmen zeigt spannend, abwechslungsreich und unerwartet, wie Singen im Jahr 2021 klingen kann.

Infos & Reservation: www.klangreich.ch