#BigDreams - Justice - Tatortbegehung
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Der Fall nimmt kein Ende. Seit drei Jahren begleitet das Kollektiv #BigDreams (www.bigdreams.ch)den «berühmtesten Häftling der Schweiz», Brian Keller, medial bekannt geworden als Carlos. Seitdem ist viel passiert (u.a. Intervention der UN, Ende der 3 ½-jährigen Isolationshaft, vermeintliche Entlassung, dann doch weitere Untersuchungshaft) – Immer noch sitzt Brian hinter Gittern. Nicht mehr in Isolationshaft, aber immer noch ohne gültigen Rechtsspruch, ohne Perspektive, mit immer mehr – teils schwerwiegenden, teils absurden – Vorwürfen von allen Seiten. Die rechtsstaatliche Frage nach Strafe und Resozialisierung spitzt sich nun darauf zu, ob Widerstand gegen menschenunwürdige Haftbedingungen ein Vergehen ist, das weitere Haftbedingungen legitimiert. Wo und wie aber wird das verhandelt? Und wie kann es in einem Rechtsstaat überhaupt soweit kommen? Das Kollektiv nimmt nun das rechtsstaatliche Versprechen nach einem fairen Verfahren beim Wort und nimmt den schicksalhaften Moment in den Blick, an dem aus einer «regulären» Haftstrafe völkerrechtswidrige Isolationshaft wurde – eine folgenschwere Auseinandersetzung im Sommer 2017, zwischen Gefängnisinsasse und Personal – ein Moment, der weder medial noch juristisch aufgearbeitet ist. Und das, obwohl an diesem nicht nur das Schicksal eines Menschen (dem als Teenager inhaftierten Brian droht nach wie vor Verwahrung), sondern auch die Glaubwürdigkeit des Justizvollzugs zur Debatte stehen, wurde er bis heute nie richtig untersucht. Verschiedene Instanzen der Strafverfolgung lehnten eine sogenannte Ereignisrekonstruktion ab. Mit Unterstützung von Expert:innen versucht #BigDreams den Vorfall auf der Bühne mit künstlerischen Mitteln zu rekonstruieren und wirft dabei Fragen zum Hergang und dem juristischen Nachspiel auf: Wie funktioniert Wahrheitsfindung in der Strafverfolgung? Wessen Erzählung findet Eingang? Blaue Uniform, weisse Weste, Schwarze Haut. Wem wird geglaubt? #BigDreams ist ein diverses Kollektiv von Künstler:innen, Aktivist:innen und Wissenschaftler:innen, die sich seit drei Jahren in Zusammenarbeit mit dem Neumarkt mit Brians Fall auseinandersetzen und sich eigens dafür gegründet hat. Mit Strafverteidiger:innen, Kriminolog:innnen und Journalist:innen
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