Verlegung von STOLPERSTEINEN
Zur Erinnerung an die Familie de Heer werden unterhalb des Wasserturms Stolpersteine verlegt.
Margarethe de Heer, geb. Raphael (*1890) und ihr niederländischer Ehemann Pieter de Heer (*1885) betrieben unterhalb des Wasserturms 1929 zunächst ein Milch- und Buttergeschäft, ab 1930 ein Café mit Konditorei.
Die Geschäfte liefen gut, so dass sie 1933 außerdem eine Pension in der Mittelstraße (Haus Dünenlust) erwarben, wo sie mit ihrem Sohn Heinrich (*1923) auch wohnten.
Margarethe de Heer stammte aus einer jüdischen Familie und war zum Christentum konvertiert. Von Nationalsozialisten als jüdisch stigmatisiert, wurden sie und ihre Familie Opfer antisemitischer Demütigung und Ausgrenzung. Hitlerjungen pöbelten Gäste des Cafés an, Unbekannte schmierten Hassparolen an die Fassade und ihr Personal wurde unter Druck gesetzt. Das Paar wurde für „politisch unzuverlässig“ erklärt, verlor die Konzession für Haus Dünenlust und durfte keine Werbung mehr machen. Zu ungünstigen Bedingungen mussten die de Heers 1936 das Café und 1938 schließlich die Pension verpachten. Die Familie wurde so um ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Existenz gebracht. Sie verließ Langeoog notgedrungen 1938/39 und rettete sich in die Niederlande.
Durch eine Zwangsversteigerung 1940/41 fiel Haus Dünenlust in die Hände einer „Arierin“, der Ehefrau eines SS-Angehörigen („Arisierung“). Das Café Dünenschlößchen wurde am 1. Juli 1940 durch einen Bombenangriff beschädigt. Auf Anordnung der Kommune wurde es daraufhin abgerissen und das Abbruchmaterial der Wehrmacht zur Wiederverwendung überlassen.
Nach dem Krieg erwirkte die Familie de Heer die Rückerstattung von Haus Dünenlust. Trotz der antisemitischen Verfolgung, die sie auf Langeoog erfahren hatte, kehrten Margarethe und Pieter de Heer 1951 auf die Insel zurück. Die Pension betrieben sie bis 1962. Eine Entschädigung für den Verlust des Cafés Dünenschlößchen erhielten sie nicht. Pieter de Heer starb 1954 und wurde auf dem Kirchfriedhof von Langeoog beigesetzt.
Heinrich de Heer und seine Frau Annie betrieben ein Eiscafé im niederländischen Winschoten. Sie unterstützten die Mutter aber auch tatkräftig im Haus Dünenlust.
Margarethe de Heer-Raphael zog 1962 in ein Seniorenheim im Kreis Leer. Sie starb 1972 in Winschoten und wurde neben ihrem Mann hier auf der Insel beigesetzt. Zum Gedenken und zur Mahnung wird auch am Haus Dünenlust eine Informationstafel aufgestellt.