B293 neu . Ortsumfahrung Berghausen - Stellungnahme GR

Volker Vortisch - Gemeinderat vom 14.9.2021

Wir sind auf der Zielgeraden eines langen und langwierigen Prozesses.

Solange ich zurückdenken kann, und das sind fast 60Jahre, steht das Thema Verkehrsentlastung von Berghausen an. Heute steht es mal wieder auf der Tageordnung.

Entgegen manchen Leserbriefen aus Nachbarorten wurden schon unzählige Trassenführungen geprüft. Im Textteil sind allein 4 dezidiert nochmals aufgeführt. Man müsste halt lesen, bevor man Leserbriefe schreibt.

Die einstmals bevorzugte Variante mit Unterquerung von Pfinz und Bahn hat sich nicht sinnvoll herausgestellt, da sie zu heftige Steigungen bzw. erheblich längere Rampen erfordert hätte. Aber es gibt ja noch Leute, die an den Hopfenbergtunnel glauben. Außerdem hätte sich vieles im Bereich des Grundwassers abgespielt.

Wir sind uns im Klaren, dass die vorliegende Planung nicht das Optimum darstellt. Viele Möglichkeiten wurden in vorangegangenen Jahrzehnten buchstäblich „verbaut“, z. B. in unmittelbarer Nachbarschaft meines Hauses oder auch mit der Erschließung der Unteren Au. Das können wir nicht zurückholen.

Der frühere Berghausener Ortsvorsteher Harald Becker hat es bei der letzten Informationsveranstaltung auf den Punkt gebracht: Wir brauchen eine innerörtliche Entlastung- und irgendwo muss diese neue Strecke hin.

Freilich wird sie den einen Entlastung und anderen Belastung bringen.
Wir müssen daher alle ins Boot nehmen, um es für alle erträglich zu machen.
Bei allem Dafür Sein gibt es einige Punkte, die ich ansprechen will und um Auskunft bitte.

Ich möchte Sie mitnehmen auf einen Spaziergang über das Baufeld, um einige Punkte quasi „vor Ort“ anzusprechen.

• Beginnen wir am Grenzweg. Dort liegt auf der Südseite eine Bedarfshaltestelle für Ersatzbusse, falls die S5 nicht fahren kann. Im Jahr 2021 wird allen Ernstes ausgesagt: ein barrierefreier Ausbau des Ersatzbauwerkes ist nicht herstellbar. Es müsste heißen: dort, am jetzigen Standort, nicht umsetzbar.
Ist es undenkbar, diese Haltestelle barrierefrei im Westen vor dem Grenzweg anzulegen unterhalb des Grötzinger Friedhofs? Der Ersatzbus wird ja eher durch Grötzingen fahren als durch den Tunnel. Ich bitte um eine Antwort.

• Ebenso soll die Haltebucht gegenüber der Tankstelle ersatzlos gestrichen werden. Zur Erinnerung: in unmittelbarer Nähe ist das Martinshaus, eine traditionsreiche Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Im Jahr 2021 sagt man: guckt wie ihr guckt, wenn die Stadtbahn nicht fährt. ÖPNV ist dann halt für Euch alle im Unterdorf nicht. Bleibt halt daheim.
Dabei werden im Oberdorf barrierefreie Haltestellen angelegt. Wenn die Berechnungen stimmen, ist dort nahezu das gleiche Verkehrsaufkommen wie im Unterdorf nach B 293 neu. Hier fehlt mir das Verständnis für das fehlende Verständnis.
Ist es zuviel verlangt, in der Nähe zum Martinshaus eine Bedarfshaltestelle anzulegen?

• Blicken wir von der Bahnbrücke an der Weiherstraße hinüber zur Grötzinger Straße. Dort wohnen Menschen. Und die auf der Nordseite bekommen künftig Lärm von der B 293 neu aus einer neuen Richtung.
Die Brücke wird verlängert, die Straße liegt also höher und der Verkehr aus dieser Richtung nimmt heftig zu. Und blicken wir von gleicher Stelle zur Georgstraße. Auch dort wohnen Menschen, die neuen Lärm bekommen. Ich finde das im Lärmschutz wenig berücksichtigt. Oder habe ich das übersehen?

• Wechseln wir die Straßenseite zur derzeitigen einzigen Ausfahrt aus der Unteren Au. Diese Ausfahrt soll ja weg. Wir lesen dazu, dass dann die Zufahrt von der Wiesenäckersiedlung erfolgen soll. Was wir nicht lesen: geht das 2 Wochen, 2 Monate, 2 Quartale, 2 Jahre? Wie lange bleibt ein Teil der Gemeinde für den Rest nicht direkt erreichbar? Wie tauglich ist die Eisenbahnstraße, der Tullaweg, die Wiesenäckerstraße, der Brückenäckerweg in Grötzingen für diesen zusätzlichen Verkehr? Wie wickelt sich der Baustellenverkehr für den Bau der neuen Brücke ab? Gibt es dazu harte Fakten durch Studien und Gutachten? Darauf hätte ich gerne eine Antwort.

• Was wir raten sollen: wer übernimmt den Brandschutz, wenn die Pfinztaler Feuerwehr erst durch die Wiesenäckersiedlung anfahren müsste? Dazu lesen wir nichts. Oder geht das die Planer nix an?

• Wir lesen von parallel ablaufenden Bauabschnitten. Das liest sich nett. Es werden also parallel Klärwärterhäuser abgerissen, der Radweg wegen Brückenbau gesperrt, der Zugang zur Unteren Au gesperrt, die Weiherstraße gesperrt. Ernsthaft? Oder habe ich da was falsch gelesen? Wie sieht da die Taktung aus?

• Wenn wir schon bei Brückenbauten sind. Wir alle haben den Bocksbach mit seiner massiven Überflutung des Skulpturenpfades und vor allem der anliegenden Wohnbebauung vor Augen. Wir kennen die Tücken der Pfinz bei Starkregen. Das kann man bei jeder Nachtwächterführung hören und sehen. Wir haben die zerstörten Brücken im Ahrtal vor Augen. Die Messstelle für den Pfinzpegel liegt flussabwärts fast am Ende der Unteren Au. Insofern sind die dortigen Messwerte eher unbrauchbar für eine neue Pfinzbrücke beim Vogelpark. Inwieweit ist dies berücksichtigt bei den Neubauten über die Pfinz? Inwieweit wird für Starkregenereignisse noch nachgebessert im gesamten Verlauf, also auch Richtung Jöhlingen? Wird da nur an Wasserableitung gedacht oder an verstärkte Rückhaltung?

• Der Kreisverkehr am Vogelpark verbraucht viel Platz, ist aber technisch notwendig, da eine Brückenlösung mehr Platz und vor allem zukünftige Umwege erfordert.
Wir lesen aber recht wenig vom Lärmschutz entlang der Weiherstraße hin zur Steinertstraße. Ist das unnötig aus Sicht der Planer?

• Im Bereich Sonnenberg ist keine Einhausung vorgesehen. Das wäre ein Schildbürgerstreich. Der Presse kann man entnehmen, dass die Kraichgaubahn ab Vogelpark bis zum Jöhlinger Tunnel zweigleisig ausgebaut werden soll, zumindest mit Ausweichstellen. Allein die Planer hier scheinen davon nichts zu wissen. Die Bahnstrecke muss ja entgegen der ursprünglichen Aussage im Ortschaftsrat sowieso zeitweise stillgelegt werden.
Wir haben im Bereich Sonnenberg den Haltepunkt „Hummelberg“ der S4. Ein Haltepunkt hat keine Weiche. Ein Bahnhof ist eine Bahnanlage mit mindestens einer Weiche. Allgemein legt man Ausweichstellen an Haltepunkte, macht diese damit zum Bahnhof. Am „Hummelberg“ bietet sich das an, taucht in der Planung aber absolut nicht auf.
Ebenso gäbe es die Möglichkeit, einen Fußweg vom Gebiet Salbusch/Sonnenberg zur Haltestelle „Hummelberg“ anzulegen, der damit gut 600 m Weg ersparen würde über Jöhlinger Straße, Hans-Thoma-Straße, abgehängte Fraunhoferstraße, Hummelbergstraße.
Zusätzlich könnte die sog. unnötige Steigung des Radwegs von Jöhlingen nach Grötzingen vermieden werden. Wer diese Steigung meiden will, fährt nach jetziger Planung eher auf die Jöhlinger Straße.
Das kann man vermeiden.

Oder haben wir hier das gleiche Problem wie beim Radschutzstreifen auf der Wöschbacher Straße?
Für den Zuhörer mag dies widersinnig klingen, aber die Rechtslage zwingt manchmal zu solch seltsamen Wegen, daher meine Frage.
Muss erst die Trasse B293neu genehmigt sein, bevor im Nachgang eine Änderung zugunsten der Bahntrasse erfolgen kann?
Oder soll allen Ernstes die B293neu kurz nach der Eröffnung voll gesperrt werden, weil für die Bahntrasse eine Deckelung gebraucht wird?

• In den Ferien bin ich von Jöhlingen West nach Berghausen gelaufen. Ich war überrascht, dass auch in vermeintlich verkehrsarmen Zeiten etliche Radler und auch landwirtschaftlicher Verkehr anzutreffen waren. Es ist also sinnvoll, den Wirtschaftsweg durch eine Brücke zur jetzigen B 293/ Jöhlinger Straße weiterzuführen. Diese einzusparen wäre ein Fehler.

• Zum Schluss habe ich noch eine boshafte Anmerkung:
Mir ist schleierhaft, warum sich Pfinztal mit Walzbachtaler Problemen herumschlagen soll.
Ich lese immer wieder „Deisental“.
Zur Erklärung: Deisental liegt von uns aus gesehen vor dem Jöhlinger Tunnel auf Walzbachtaler Gemarkung.
In jeder Flurkarte kann man ablesen, dass es bei uns durch die Gewanne Au, Weiher, Sonnenberg, Salbusch, Eselsbrunn, Zalkofen geht.
Es hätte sich eigentlich gehört, für Pfinztal einen hiesigen Gewannnamen zu wählen und es sich nicht einfach zu machen mit dem Jöhlinger Namen.
Ich rede ja beim RP auch vom Regierungspräsidium und nicht von der Rheinpfalz.

Ansonsten hoffe ich, dass ein Thema, das mich lebenslänglich begleitet, endlich zu einem Abschluss gebracht wird.

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