Die alte Kapelle
Nur wenige Oberveischeder werden sich noch an den Anblick erinnern, als es in der Dorfmitte eine alte Kapelle gab, die 1950 durch den Bau einer Kirche ersetzt wurde.
Der Ursprung dieser Kapelle und das genaue Baujahr lassen sich nicht belegen. Es ist jedoch zu vermuten, dass sie vom Augustinerkloster Ewig um 1480 bis 1500 errichtet wurde. Patron der Kapelle war der heilige Quirinus (und hl. Laurentius), Patron des Mutterklosters der Augustiner. Seine Verehrung war ab dem 13. Jahrhundert weit verbreitet.
Dass Mönche die Kapelle erbaut haben, ist naheliegend. Zum Kloster Ewig gehörte das Gebiet Oberveischede und die Mönche hatte hier Besitztümer. So schenkten Engelbert von Plettenberg und seine Frau Barbara dem Kloster am 13. Dezember 1487 einen Hof in Oberveischede. „Um der guten geistlichen Werke [..] teilhaftig zu werden“, wie es in den Regesten des ehemaligen Klosters heißt. Eine alte Flurkarte weist zudem Bezeichnungen wie „Das Kloster“ und „Am Kloster“ in Oberveischede aus (am heutigen Rennenberg gelegen), was bedeutet, dass dort vermutlich Kleriker gelebt haben oder zumindest die Gebäude in deren Besitz waren.
Während des Dreißigjährigen Kriegs (von 1618 bis 1648), der als Glaubenskrieg begann, wurden viele Kirchen und Kapellen in Westfalen entweiht. So dürfte auch die Kapelle in Oberveischede eine Zeit lang nicht als sakrales Gebäude gedient haben. Deshalb wurde sie 1647 durch den Paderborner Weihbischof Frick erneut geweiht und diente danach weitere 307 Jahre als einziges Gotteshaus des Dorfes.
Im Jahr 1910, Oberveischede zählte damals 240 Einwohner, wurde die inzwischen zu kleine Kapelle an der Westseite um einen Anbau erweitert.
Erst 1950 wurde die heutige Kirche eingeweiht (anfangs noch mit einem Notdach des Turms, wie auf dem Foto zu sehen). Beim Abbruch der alten Kapelle im Jahr 1951 wurde im Altar eine Blechschachtel entdeckt, die neben Reliquien eine Weiheurkunde von 1647 enthielt. Wo diese Urkunde zurzeit verwahrt wird, ist (noch) nicht bekannt.
(Sigrid Mynar)
Quellen:
Regesten Kloster Ewig; Heimatstimmen Kreis Olpe
St. Cyriakus Rhode und Filialgemeinden (Katja Lütticke)
Foto: Heimatfreunde Oberveischede