Volkstrauertag 2021 in Etteln
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Vor fast genau einhundert Jahren wurde der Volkstrauertag eingeführt, als Gedenktag für die Kriegstoten des Erstens Weltkriegs.
Als ich über 2021 nachdachte, wo wir ja immer noch gemeinsam einen "Krieg" führen - gegen das Corona-Virus - und als ich die Bedeutung der heutigen Kranzniederlegung überlegte ...
Da fand ich ein bemerkenswertes Zitat des damaligen Reichstagspräsidenten, Paul Löbe.
Er hielt die Rede bei der ersten offiziellen Volkstrauertags Feier - und erklärte einmal, Zitat:
"Es müssen Gesetze geschaffen werden, durch welche die für einen Kriegsausbruch verantwortlichen Diplomaten und die Journalisten gezwungen würden, als erster in die Schützengräben zu gehen."
Beim Blick auf den Kalender stellt sich doch die Frage:
Wie viel hat sich eigentlich bis heute, 2021, nach 100 Jahren geändert ...?
Damals hieß der Volkstrauertag noch "Heldengedenktag".
Nicht geändert hat sich, dass die Verantwortlichen für Kriege nur selten zur Rechenschaft gezogen werden.
Wären Gesetze, wie sie Paul Löbe damals forderte, nicht auch heute sinnvoll, um ein friedliches Miteinander zu erreichen?
Umso wichtiger ist es, das Gedenken aufrecht zu erhalten.
Ein Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt. Wir wollen gleichzeitig mahnen, dass die Versuchung Gewalt an Stelle von Verständnis und Vernunft treten zu lassen, nur in einem menschlichen Fiasko enden kann.
Dieses Gedenken ist leider nicht mehr selbstverständlich, da es immer weniger Zeitzeugen der beiden Kriege des letzten Jahrhunderts gibt. Gleiches gilt für betroffene Familien und Angehörigen, denn eine so lange Friedenszeit gab es in Mitteleuropa noch nie zuvor. In Etteln hat dies dazu geführt, dass sich in diesem Jahr die Kameradschaft ehemaliger Soldaten aufgelöst hat. Ich danke dem ehemaligen Vorstand der Kameradschaft für ihre Arbeit in den letzten Jahren und danke umso mehr der Sankt Jakobus Schützenbruderschaft, dass sie die Organisation der Gefallenenehrung ab diesem Jahr übernommen hat. Ich danke aber auch dem Männergesangsverein Cäcilia Etteln, der Blaskapelle Freude & Frohsinn Etteln, dem Tambourcorps Etteln und den Abordnungen der Ettelner Vereine für die Gestaltung der heutigen Veranstaltung.
Denn wir müssen weiterhin Tag für Tag an dem Frieden arbeiten und alles dafür tun, dass Hass und Fremdenfeindlichkeit, dass Krieg und Terror bei uns keine Chance haben.
Gerade heute, wo rechte Kräfte die dunklen Seiten der deutschen Geschichte nur allzu gerne relativieren wollen, ist es wichtig, sich zu erinnern! Nur wer sich erinnert, kann aus der Vergangenheit lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten. Deshalb verdient es jede Geschichte, erzählt zu werden, und jedes Opfer verdient es, dass man sich seiner erinnert.
Lasst uns neben unseren Gefallenen auch der Toten und Verletzten der letzten Terroranschläge gedenken und auch die Opfer der Corona-Krise in unser Gedenken miteinschließen, wenn wir jetzt den Kranz der Gemeinde Borchen in seinen Schleifen entfalten.
Ulrich Ahle
Ortsvorsteher
Borchen-Etteln, 14.11.2021