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Neues aus dem Stadtarchiv

16. Dezember 2021
Neues aus dem Stadtarchiv: Eine Marsbergerin und ihre Familie schreiben Geschichte
Pressemitteilung der Stadtverwaltung

Sicherlich gibt es viele Frauen, die in Marsberg großes geleistet haben und noch heute leisten. Stellvertretend für sie, aber auch passend zu dem diesjährigen Jahrestag „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erzählen wir die Geschichte von Rosa Dalberg und ihrer Familie.

Vielleicht erinnern Sie sich an unseren Artikel zur Europa-Wahl im Frühjahr 2019? Darin lernten Sie Rosa Dalberg, verheiratete Buchthal, als erste Frau im Magistrat von Dortmund kennen. Doch fangen wir von vorne an. Rosa erblickte am 31.07.1874 als erste Tochter des jüdischen Ehepaares Alexander Dalberg und Emilie Heymann in Niedermarsberg das Licht der Welt. Ihr folgten noch weitere 7 Schwestern. Am 17.05.1895 heiratete Rosa Dalberg den in Warburg geborenen Kaufmann Felix Buchthal. Dieser wohnte und arbeitete zum Zeitpunkt der Hochzeit schon in Dortmund. Wohin er seine Frau dann auch mitnahm. Anders als andere Frauen wurde sie Mit-Geschäftsführerin der Kaffee-Rösterei ihres Mannes. Schon 1908 fing Rosa an, sich politisch zu engagieren und für die Rechte der Frauen einzutreten … und das mit Erfolg! Am 27.10.1919 (gewählt am 22.09.) zog sie als erste Frau in den Magistrat von Dortmund ein, wo sie bis 1925 die einzige Frau im Stadtrat blieb.

Die Kinder und Enkel aus der Ehe Buchthal-Dalberg waren ebenso wie ihre Ahnin engagiert und führten nach dem Krieg ein erfolgreiches Leben. Der Sohn Arnold kam nach dem zweiten Weltkrieg zurück nach Deutschland und wurde Generalstaatsanwalt in Hessen. Die Enkelin Vera, die zusammen mit ihrer Schwester per Kindertransport nach England geschickte wurde, gründete dort ein Software-Unternehmen. Sie erhielt einen englischen Ritterorden und wurde 2001 als „Dame“ geadelt.

Doch auch in Marsberg sollte die Familie in guter Erinnerung bleiben. 1920 gründete die Schwester Clara, verheiratete de Vries, in Erinnerung an ihre verstorbene Mutter in Marsberg die Emilie-Dalberg-Stiftung. Die Zinsen aus dieser Stiftung kam Kriegshinterbliebenen und in Not geratenen Bürgern zu Gute. Zusätzlich stiftete ihr Ehemann der Kaufmann Louis de Vries einen hohen Geldbetrag „zur Steuerung der Wohnungsnot, insbesondere zum Bau von Arbeiter-Wohnungen“ in Marsberg.

Mit Martha Dalberg, verheiratete Nordheimer, verlies 1936 die letzte der 8 Mädchen von Alexander Dalberg und Emilie Heymann Marsberg. Die anderen Mädchen waren schon vorher ihren Ehemännern gefolgt und wohnten in verschieden Städten in Deutschland und Holland.

Quellen: Standesamtunterlagen Stadtarchiv Marsberg, Bestand B Akte 590, Gudrun Banke: Auf den Spuren der Marsberger Juden Zd1165

Quelle:
Stadtverwaltung Marsberg

https://newsletter.marsberg.com/message/fdf81ea7827939059ef87375903e995f-3f04a0db8747b9ead6ac8b4cbc4db1e4

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