Hans-Thoma-Straße 3 - Bebauung und Ortsbild
Die Amtsblattredaktion hat die Veröffentlichung des Beitrags unseres Gemeinderats Volker Vortisch als unsachlich abgelehnt. Gleichwohl sollten Gemeinderäte die Möglichkeit bekommen, Ihre Meinung zu einem Tagesordnungspunkt darzulegen. In diesem Fall ging es um ein Bauvorhaben (5 Wohnungen) in der Hans-Thoma-Str. , welches aus unserer Sicht aufgrund seiner Größe abzulehnen ist. Es handelt sich um ein noch sehr homogenes älteres Baugebiet. Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir wenn möglich baulichen Verdichtungen zustimmen sollten. ABER NICHT UM JEDEN PREIS. Machen Sie sich selbst ein Bild. Hier der Beitrag von GR Vortisch aus der Sitzung und ein Foto der Straße:
TUA am 18.01.2022 zur Hans-Thoma-Straße 3 von Gemeinderat Volker Vortisch
Als ich die Vorlage gesehen habe, ist mir ein alter dämlicher Witz eingefallen.
Ein Hahn rollt ein Straußenei über den Hühnerhof und sagt zu den Legehennen: Meine Damen, Sie kennen jetzt den Erwartungshorizont.
Genauso überzogen kommt mir die Vorlage vor.
Es wird von uns erwartet, in einem 80 Jahre alten städtebaulichen Ensemble den Sündenfall Scheffelstraße 11 zum Heiligtum zu erklären und ihm nachzueifern.
Ich wiederhole gerne:
Im Herbst 1936 wurde die damalige „Siedlung“ bezogen. Die Siedlung bestand aus den Häusern Hans-Thoma-Straße 3- 8 sowie Scheffelstraße 6, dann 11 bis 25 bzw. 10-16. Es war ein Ensemble aus gleich aussehenden Häusern inklusive Schweine- und Hühnerställen mit dem Pflanzgebot von 8 Obstbäumen. Die Grundstücke waren für sog. Selbstversorger gedacht. Die Abweichung sind vor 1936 bestehende Gebäude in Hans-Thoma-Straße 1 und 2. Ebenso weichen Scheffelstraße 1 bis 7 sowie 27 bis 29 von diesem geschlossenen Ensemble ab. Scheffelstraße 1 und 29 (vormals Jahnstraße 9, Bürgermeister Wagner) waren schon vorher da. Die Häuser Hans-Thoma-Straße 3, 7 und 8 sind die einzigen Häuser im Originalzustand.
Schon Scheffelstraße 2 bis 8 und 5 bis 9 sowie ab Hans-Thoma-Straße 13 gehören nicht mehr zum Ensemble. Sie sind in späterer Zeit entstanden. Und Scheffelstraße 11 läßt mich Schiller zitieren: „das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären“1. Es passt nicht in die Umgebung. Wer es nicht weiß, und dazu scheint die untere Baurechtsbehörde zu gehören, ist die Jöhlinger Straße wesentlich älter als die oben benannte ursprüngliche Siedlung. Deshalb finde ich es fast schon lustig bis veralbernd, dass Bilder von der Jöhlinger Straße, der Weiherstraße, der Sonnenbergstraße, Scheffelstraße 5 als entsprechende Umgebungsbebauung gezeigt werden. Hier werden Äpfel mit Melonen verglichen.
Die vorgelegte Planungsänderung ist eindeutig kosmetischer Natur. Die Änderung ist in homöopathischen Dosierungen erfolgt. Der Doppelbau Hans-Thoma-Straße 3 ist immer noch überdimensioniert. Er sprengt die Maßstäbe der Umgebungsbebauung. Das Vorderhaus kann bei Berücksichtigung der Umgebungsbebauung sich an Hans-Thoma-Straße 5 anpassen. Dem würden wir auch zustimmen, wenn es dabei bliebe.
Der optische Trick mit dem Balkon zwischen Vorder-und Hinterhaus ist ja auch nicht neu. Außerdem ist der Stellplatz für 5 Autos weiterhin nicht anfahrbar und praktikabel. Wer die Sperrung der Jöhlinger Straße erlebt hat, kennt auch den Parkdruck, der jetzt schon im Quartier vorhanden ist.
Wie oft soll ich es noch wiederholen: wir lassen für teures Geld ein Parkraumgutachten erstellen und sollen hier einem ungenügenden Plan zustimmen. Das kann doch nicht wahr sein! Wir lehnen diese Planung weiterhin ab. Sie passt nicht.
Und ich mache den Ausblick: an anderer Stelle wollen wir in einem Neubaugebiet einen gleich aussehenden Straßenzug. Darf dort dann auch größer gebaut werden, nur weil es der Bauherr so will und das Großgebäude am Quartiersplatz auch schon so groß ist?
1 Quelle: Schiller, Wallenstein (Trilogie), entstanden 1796-1799; Erstdruck 1800. Die Piccolomini, Fünfter
Aufzug, erster Auftritt, Octavio
Eigenes Bild