St.Galler Spitalzukunft
St.Galler Spitalzukunft: regionale MedPlus-Spitäler statt untaugliche Gesundheits- und Notfallzentren
Die Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden, ein Gremium in dem insbesondere die Stadt- und Gemeindepräsidenten von Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach mitwirken, hat den Vernehmlassungsvorschlag der Regierung zur Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde analysiert und diskutiert. Die Spitalkonferenz kommt dabei zu folgenden vorläufi-gen Ergebnissen.
1. Die Spitalkonferenz anerkennt, dass eine Weiterentwicklung der Strategie der Spitalverbunde insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen nötig ist. Organisatorische und finanzielle Refor-men sind zweifelsohne angesagt. Namentlich ist die Spitalkonferenz bereit, einen Beitrag zu-gunsten der wirtschaftlichen Stabilisierung des Kantonsspitals St.Gallen zu leisten. Dieses soll die Zentrumsversorgung mit spezialisierten und hochspezialisierten Leistungen übernehmen, während alle anderen Spitalstandorte eine adäquate Gesundheitsversorgung gewährleisten.
2. Die seitens der Regierung vorgestellte Strategie «4plus5» mit einem Zentrumsspital (Kan-tonsspital St.Gallen), drei Mehrspartenspitälern (Grabs, Wil und Uznach) und fünf Gesund-heits- und Notfallzentren (Wattwil, Altstätten, Walenstadt, Flawil und Rorschach) wird jedoch als untauglich angesehen. Zumal dieser Strategie von Anfang an bestimmte Rahmenbedingun-gen (bspw. Standortvorgaben) zugrunde lagen, die organisatorisch und wirtschaftlich nie hin-terfragt wurden. Das gilt insbesondere für den Spitalstandort Wil, wo in den kommenden Jah-ren, nach Aussagen der Regierung, nochmals 170 Mio. Franken investiert werden müssten. Das ist nicht nachvollziehbar.
3. Die Resultate aus dem Teilprojekt 4 «Alternative Vorschläge» zeigen, dass das gewählte Vorge-hen nicht den Zusagen des Lenkungsausschusses entspricht. Statt einer vertiefenden individu-ellen Prüfung der von Seiten der Standortgemeinden eingebrachten Vorschläge, wurden diese beispielsweise bei den Standorten Altstätten, Walenstadt und Wattwil über einen Kamm ge-schert und als gleichwertige Alternativen analysiert und behandelt. Auf unterschiedliche As-pekte der Vorschläge wurde nicht eingegangen. Dieses Vorgehen bestärkt den Verdacht, dass das Teilprojekt 4 lediglich als «Beruhigungspille» für die betroffenen Standorte dienen sollte.
4. Aus Sicht der Spitalkonferenz sind die regionalen Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) we-der zielführend noch überlebensfähig. Allein schon die geplante, minimalistische personelle und medizinische Ressourcenausstattung zeigt, dass mit den GNZ keine qualitativ hochstehen-de Medizin mit teilweiser stationärer Behandlung angeboten werden kann. Solche Gesund-heits- und Notfallzentren (GNZ) können weder die medizinischen Bedürfnisse der Bevölkerung erfüllen noch wirtschaftlich betrieben werden. Über kurz oder lang werden solche GNZ man-gels Qualität, gutem Personal und wirtschaftlicher Überlegungen schliessen müssen. Die vorge-schlagene «4plus5»-Strategie entpuppt sich daher mittelfristig als untaugliche und nicht gang-bare «4plus0»-Strategie.
5. Die Mitglieder der Spitalkonferenz erwarten von der Regierung, dass sie ein differenziertes medizinisches Angebot pro Spitalstandort anstelle der vorgestellten standardisierten Lösung ausarbeitet. Hierbei sollen auch die möglichen Veränderungen der Patientenströme in ausser-kantonale Spitäler sowie ins Kantonsspital St.Gallen mitberücksichtigt werden.
6. Die Spitalstandorte Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach fordern anstelle der Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) pro Standort ein «Medizinisches Basisangebot» (ambu-lant und stationär) der allgemeinen und inneren Medizin. Dieses soll regionalspezifisch durch verschiedene Zusatzangebote (z.B. Akutgeriatrie, Psychosomatik, Palliativmedizin etc.) ergänzt werden. Diese «MedPlus-Spitäler» sollen in Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten der Region während 24h pro Tag und 365 Tagen im Jahr betrieben werden (walk-in-Notfall), spezi-alärztliche Sprechstunden anbieten und, je nach Standort, über einen Operationssaal für ambu-lante Eingriffe sowie über mehrere Dutzend Betten verfügen. Ein solches Angebot wäre auch auf die demografische Entwicklung ausgerichtet, wünschen viele ältere und betagte Menschen doch eine sinnvolle und wohnortnahe medizinische Betreuung.
7. Sollte ein Gesundheits- und Notfallzentrum (GNZ) dennoch ein Thema sein, könnte allenfalls – da die Spitalregion Fürstenland-Toggenburg (SRFT) als nicht überlebensfähig beurteilt wird – in Wil ein Pilotversuch vorgesehen werden, um mehr Wissen und Erfahrungen über die Nutzung, die Kosten, das benötigte Personal und die Verschiebungen der Patientenströme zu erhalten.
Mit der Publikation dieser Eckwerte, die an einer Sitzung der Stadt- und Gemeindepräsidenten ausgearbeitet wurden, gibt die Spitalkonferenz ganz bewusst eine erste gemeinsame Einschätzung zu den ungenügenden Vorschlägen der St.Galler Regierung ab. Selbstredend werden die Arbeiten in den nächsten Wochen weiter vertieft. Jede Gemeinde wird auch eine eigene Stellungnahme zuhanden der Regierung ausarbeiten und einreichen. Dies mit dem Ziel, die Spitalzukunft St.Gallen im Sinne der Bevölkerung mit spezifischen und finanzierbaren medizinischen Angeboten pro Standort weiterzuentwickeln.
Altstätten, 28.11.2019
Kontaktpersonen:
Ruedi Mattle, Stadtpräsident von Altstätten, Präsident der St.Galler Spitalkonferenz
T: + 41 71 757 77 01
Angelo Umberg, Gemeindepräsident von Walenstadt
T: +41 81 720 25 25
Alois Gunzenreiner, Gemeindepräsident von Wattwil
T: +41 71 988 55 49
Elmar Metzger, Gemeindepräsident von Flawil
T: +41 71 394 17 60
Thomas Müller, Stadtpräsident von Rorschach
T: +41 71 844 21 11