Medienmitteilung - Solarenergie für die Pfarrkirche in Saas-Fee
Mitten in den Schweizer Alpen und auf 1800 Metern über Meer liegt das auto-freie Bergdorf Saas-Fee. Saas-Fee überzeugt nicht nur als Winter- und Sommerferiendestination, sondern ist seit 2002 als Energiestadt und seit 2020 als Energiestadt Gold zertifiziert.
Als Energiestadt Gold fördert die Gemeinde erneuerbare Energien, umweltverträgliche Mobilität und setzt auf eine effiziente Nutzung der Ressourcen. Als das alte Kupferdach der 1963 erbauten Pfarrkirche vor 3 Jahren sanierungsbedürftig wurde, war klar, dass nicht auf herkömmliche Materialien zurückgegriffen werden sollte, sondern die Renovation so nachhaltig wie möglich gestaltet würde. Trotzdem war es zentral, dass das neue Dach in den alten Dorfkern passt, und umgeben von den traditionellen Steindächern nicht heraussticht.
Gemäss dem Pfarrer von Saas-Fee, Konrad Rieder, gab es für ein neues Kirchendach nicht viele Alternativen. Ein Steindach wäre zu schwer und ein neues Kupferdach zu kostspielig geworden. «Da im Kirchenrat auch Mitglieder aus der Energiestadt-Kommission vertreten sind, kam die Thematik «Solarenergie» schon nach kurzer Zeit auf», meint Pfarrer Rieder. Saas-Fee will als Gemeinde in die Zukunft schauen. Hierbei spielen energieeffiziente Renovationen und Bauten eine wichtige Rolle. Obwohl der Kirchenrat von der Solarenergie überzeugt war, riefen anfangs die Schneebelastung und die optische Darstellung eines Solarkirchendachs bei einzelnen Gemeindevertretern Zweifel hervor. «Wir waren zu Beginn der Planung unsicher, ob ein modernes Solarkirchendach zu einer Pfarrkirche passt»,», so Pfarrer Rieder. Obwohl viele Solardächer immer noch aus den herkömmlichen Solarpanels bestehen, gibt es in der Zwischenzeit Solarpanels, die von der Farbe und der Struktur her angepasst sind, und nicht einmal mehr glänzen. Bei einer Konstruktion mit diesen Panels erkennt man auf den ersten Blick nicht, dass es sich um ein Solardach handelt. Die Verwendung dieser modernen Solarpanels hat dann den Kirchenrat überzeugt und das Projekt wurde in Auftrag geben.
Weltmarktführer für Solardächer mit speziellen Modulen ist das Unternehmen Megasol Energie AG. Das Unternehmen hat sich auf die Installation von Solarmodulen an schwierigen Flächen wie Dächern und Fassaden spezialisiert. «Sollen die Solarpanels zum Beispiel ein ganzes Dach ersetzen, muss darauf geachtet werden, dass das Wasser abgeleitet wird und das Dach dem Schneefall standhält», so Jan Hübscher von der Megasol Energie AG. Eine weitere Herausforderung sind die einzeln angefertigten Solarpanels, die auf das Dach angepasst werden. Bei dem Kirchendach in Saas-Fee wurden über 700 einzelne Module in unterschiedlichen Grössen angefertigt. Wichtig hier ist die exakte Arbeit, wobei in einem ersten Schritt die einzelnen Grössen auf dem Dach genau ausgemessen werden. «In Saas-Fee war ein gut eingespieltes und professionelles Team aus Dachdecker*innen und Solarteur*innen vor Ort, die eine hervorragende Arbeit geleistet haben», berichtet Jan Hübscher.
«Wir erhalten immer mehr neue Anfragen für komplexe Solarprojekte auf den unterschiedlichsten Gebäuden. Interessante Projekte waren das Solardach der Kirche in Bettingen oder die Solarfassade der Seilbahn Bergstation Kleinmatterhorn, die nun die höchstgelegene PV-Anlage Europas ist.» Jan Hübscher, Megasol Energie AG
Obwohl jede Renovation einer Kirche durch die Pfarrei selbst getragen wird, wurde das neue Solarkirchendach indirekt durch den Energiefonds der Gemeinde finanziell unterstützt. Fördergelder und Energiefonds sind dazu da, das Energiekonzept 2035 der Schweiz voranzutreiben und zukunftsweisende Projekte in den Gemeinden finanziell zu unterstützen. In der Schweiz erstattet der Bund einen Betrag von bis zu 30 % der Kosten von Solardächern durch Subventionen zurück. Als Privatperson können die Kosten zudem von den Steuern abgezogen werden.
Der Mehrbedarf an Strom erfordert einen raschen Ausbau erneuerbarer Energien. Immer mehr Solarmodule erobern die Dächer der Schweiz und es kommen täglich weitere dazu. Gemäss Energiestadtberaterin Patrizia Imhof von Swiss Climate hinkt die Schweiz jedoch bei der Photovoltaik Anlagen anderen Europäischen Ländern hinterher. Ein möglicher Grund hierfür ist insbesondere der Mangel an professionellen Solateur*innen. Bis 2035 will die Schweiz 900 GWh Strom pro Jahr produzieren, heute erreichen wir gerade mal 1/9 davon. In der Photovoltaik sehen Expert*innen grosses Potenzial, denn die Solarenergie kann einen grossen Beitrag zur Erreichung des Energieziels 2035 leisten. Als Sonnenstube der Schweiz betitelt, sind die Bedingungen im Wallis für Solaranlagen ideal. Als Hausbesitzer*in verbraucht man nur etwa 30 % des produzierten Solarstroms, der Rest wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Mit einem Solardach kann man ein Gebäude direkt mit Eigenstrom versorgen, was in einer Strommangellage einen grossen Vorteil darstellt. Gemäss Patrizia Imhof machen die Energiestädte in der Schweiz starke Fortschritte, um das Potenzial für Solaranlagen bei bestehenden Gebäuden oder Neubauten abzuklären und die Solarenergie voranzutreiben.
«Jedes Dach ohne Photovoltaik-Anlage ist ein «totes Dach» und Umbauten wie ein innovatives Kirchendach leisten einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Energie- und Klimaziele.» Patrizia Imhof, Energiestadtberaterin
Die Finalisierung des Dachs war ursprünglich auf letzten Herbst geplant. Leider wurde die Sanierung des Kirchendachs durch den Lockdown und die darauffolgenden Lieferketten-Probleme verzögert. Die Unterkonstruktion des Dachs war Mitte 2021 abgeschlossen, aber das Glas für die Solarmodule wurde erst letzten Dezember geliefert und das Dach musste in den kalten Monaten «überwintert» werden. Nun ist es aber soweit: In den letzten Tagen wurde das Solarkirchendach in Saas-Fee fertiggestellt und das Gerüst abgebaut. Das renovierte Dach, bestehend aus den Solarmodulen, hat nun eine Gesamtleistung von 97 kWp. Gemäss Pfarrer Rieder reagieren die Bewohner der Gemeinde sehr positiv auf die Renovation. Auch Personen, die anfangs dem Projekt kritisch gegenüberstanden, sind von den Solarpanels begeistert und vereinzelte Betriebe und Privatpersonen ziehen den Bau von Photovoltaik nun auch für ihre eigenen Gebäude und Dächer in Betracht.
«Für das Bistum Sitten ist die Pfarrerkirche von Saas-Fee ein Referenzobjekt für innovative Umbauten.» Konrad Rieder, Pfarrer Saas-Fee
Auch die Gemeinde Saas-Fee ist mit dem Endresultat mehr als zufrieden. Gemäss Gemeindeschreiber Bernd Kalbermatten war der Gemeinderat von Anfang an stark in den Umbau involviert und konnte Ideen für die PV-Anlagen einbringen. Saas-Fee gilt mit dem Umbau des Kirchendachs schweizweit als Leuchtturmprojekt für Solardachumbauten bei Sakralbauten und die Gemeinde plant weitere Projekte zu fördern und Immobilien mit PV-Anlagen auszustatten. So seien aktuell zum Beispiel einzelne Bergrestaurants daran Solarprojekte zu evaluieren, meint Bernd Kalbermatten. Gemäss dem Energie- und Klimaleitbild von Saas-Fee möchte die Gemeinde bis 2050 100% erneuerbare Energien nutzen und dazu u.a. die Solarstromproduktion deutlich ausbauen.
«Wir sind stolz darauf, dass unsere moderne, aber dennoch über 50-jährige Pfarrkirche mit einem Solardach ausgestattet wurde und die Kirche einen nachhaltigen Beitrag zur Energiestrategie leistet.» Bernd Kalbermatten, Gemeindeschreiber Saas-Fee
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