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Auto fahren und heizen, während man mehr CO2 bindet als freisetzt? Klingt unmöglich? Ist jedoch machbar. Unterwegs im Elektroauto besuchen mit Bürgermeister Jens Wiegand, den Sanierungsmanagern Dirk Wilhelm und Henk Härtel sowie Armin Raatz vom Büro KEEA Vertreter der Gemeinde Breuna eine Holzverstromungsanlage in Diemelstadt. Vor Ort wird das E-Auto an eine Ladesäule angeschlossen und mit Strom betankt, welcher nebenan nicht nur CO2-neutral hergestellt wird, sondern sogar CO2 bindet. Wie das möglich ist, erklärt der Betreiber der Anlage, Hubertus Wiemers. „Unter Sauerstoffentzug werden Holzhackschnitzel in Kesseln auf 800 °C erhitzt. Es treten brennbare Holzgase aus, während das Holz ohne zu verbrennen in Pflanzenkohle umgewandelt wird. Generatoren erzeugen mit dem Holzgas elektrische und thermische Energie“, erläutert der Energie-Pionier. Er verwendet in seiner Anlage überwiegend Holz aus der Landschaftspflege sowie von Sturm- oder Käferschäden. Insgesamt könne die Anlage mehr als 25 Haushalte mit Wärme versorgen, so der Betreiber. Zudem reiche die täglich erzeugte elektrische Energie, um damit 300 Elektroautos jeweils knapp 100 km weit fahren zu lassen oder zwei Familien ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Dabei kann die Anlagenleistung dem Bedarf angepasst werden. Als Reststoff fällt in der Anlage Pflanzenkohle an. Dies ist jedoch nicht etwa ein Abfallprodukt – im Gegenteil: ein Kilogramm Pflanzenkohle bindet 3,7 Kilogramm CO2. Damit eignet sie sich durch ihre Beständigkeit optimal als Langzeitspeicher und kann so dem Klimawandel effektiv entgegenwirken. Ausgebracht auf Ackerland verbessert sie die Bodenqualität, erzeugt langezeitige Nährstoffverfügbarkeiten und sorgt mit einer Oberfläche von 200 bis 500 m² pro Gramm für eine verbesserte Wasserspeicherung im Boden. In Nutztierställen kann Pflanzenkohle Ammoniak und Methan binden und damit sowohl die Stallhygiene als auch die Klima-Bilanz verbessern. Anwendungen als Aktiv- oder Filterkohle in der Industrie sind ebenfalls möglich. „Im Rahmen eines Förderprogramms werden derzeit für alle Ortsteile der Gemeinde Breuna energetische Sanierungskonzepte erstellt, in denen Potenziale für die zukünftige Strom- und Wärmeversorgung untersucht werden“, lässt Bürgermeister Jens Wiegand wissen. Auf der Suche nach einer optimalen Lösung wird das Breunaer Sanierungsmanagement in den nächsten Wochen weitere innovative Energieprojekte besichtigen und darüber berichten. Im Bild oben (v.l.): Jens Wiegand (Bürgermeister Gemeinde Breuna), Hubertus Wiemers (Anlagenbetreiber), Dirk Wilhelm und Henk Härtel (Sanierungsmanager), sowie Armin Raatz (KEEA) vor der Pyrolyseanlage. Unten: Die klimapositive Ladesäule unmittelbar an der A44