Debatte um den Matthishof in Külte

Huf trifft Herz

In den aktuellen Diskussionen um das Fortbestehen der tiergestützten Therapie auf dem Matthishof in Külte und die Gründung eines Montessori Bauernhofkindergartens geht es um wegweisende Investition in die Zukunft - die Zukunft von Randgruppen, die keine Lobby haben - Kinder und Senioren.
Für sie will ich mich heute zu Wort melden.

Als Mutter, Teilnehmerin und Hausärztin habe ich auf mehreren Ebenen Einblicke in die therapeutische Arbeit, die auf dem Matthishof seit Jahren angeboten wird.

Was wird geboten ?

Meine Töchter (3,5,7) sind seit drei Jahren aktive Mitgliederinnen im Team der Reittherapie „Huf trifft Herz“ der Ergotherapeutin und motopädagogischen Reittherapeutin Nadja Nitsch. Seit dem Kleinkindalter haben sie naturnah Kontakt zu Bauernhoftieren. Sie können aktiv und intensiv mit den Tieren arbeiten. Neben der Reittherapie stehen vor allem die Pflege der Tiere, sowie das Mitwirken an allen anfallenden Arbeiten rund um die Versorgung der Tiere im Vordergrund.

Was sind die Besonderheiten ?

Dieses Programm findet ganzjährig unter freiem Himmel statt. Dies ist eine große Herausforderung für die Organisatorin und alle Beteiligten und ermöglicht es den Kindern den Jahreszyklus mit allen Sinnen zu erleben.
Die körperliche Aktivität in der Natur mit den Pferden fördert die Motorik der Kinder, stärkt ihr Immunsystem und hilft psychischen und physischen Erkrankungen vorzubeugen.
Bei den Huf-trifft-Herz Treffen werden tatsächlich alle Sinne maximal angesprochen.
Die kindgerechten Tätigkeiten stärken das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit meiner Töchter, machen sie achtsamer gegenüber ihrer Umgebung, fördern Resilienz, Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit und Respekt für unsere Umwelt.

Was noch ?

Sie erleben Kindheitsmomente, die als „Bullerbü-nah“ bezeichnet werden können.

Braucht es dies in Zeiten von Globalisierung, Digitalisierung, Pandemie, Extremismus?
Ja, unbedingt.

Sollten mehr Kinder die Chance bekommen an etablierten reformpädagogischen Konzepten wie dem von Maria Montessori teilnehmen zu können und das sogar in Kombination mit den Naturelementen eines Bauernhofkindergartens?
Ja, unbedingt.

Und weiter ?

Ein weiterer Pfeiler der tiergestützten Therapie auf dem Matthishof sind Besuche von Bewohner innen aus dem Seniorenheim Lustgarten in Rhoden.
Einige der Teilhabenden betreue ich als Hausärztin und stehe mit ihnen in engem persönlichen Kontakt.

Die positiven Effekte der Ausflüge auf den Matthishof spiegeln sich in der Gesundheit der Bewohner innen wider.
Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter, meist demaskiert unter atypischen Symptomen wie stärkerem Schmerzempfinden, Konzentrationsschwäche und anderen.

Tiergestützte Therapie führt nachweislich zu einer Bedarfsreduktion von Schmerzmitteln und einer Steigerung der Lebensqualität durch Symptomlinderung der Betroffenen.
Dies kann ich bei meinen Patient innen nur bestätigen.

Und weiter ?

Viele Bewohner innen haben durch die Besuche auf dem Matthishof die Chance in Kindheitserinnerungen zu schwelgen, Glücksmomente zu erleben und interaktiv an Naturerlebnissen teilzuhaben.

Ist dies notwendig in Krisenzeiten des Gesundheitssystems, Fachkräftemangel, Pandemie?
Ja, unbedingt.

Sollten die Bewohner innen weiterhin die Möglichkeit haben zu ihren tierischen Therapeuten zu fahren, wenn die Menschlichen aus Kostengründen und Personalmangel nicht zu Ihnen ins Pflegeheim kommen können?
Ja, unbedingt.

Sollten die Stadtverordneten in Volkmarsen am Dienstag im Sinne dieser einzigartigen Begegnungen abstimmen und die Bauleitplanung auf dem Matthishof befürworten?
Ja, unbedingt.