Der Legende nach war es ein bitterkalter Weihnachtsmorgen irgendwann im 16. Jahrhundert als der Benediktinermönch Laurentius durch seinen Klostergarten spazierte und plötzlich erstaunt stehenblieb. Sein Blick fiel auf eine Pflanze, die sich wundersam den Weg durch die geschlossene Schneedecke erkämpft hatte. Sie blühte unerschrocken, mitten im kalten Winter. Der Mönch war tief berührt vom Anblick der zerbrechlichen, kleinen Blüte, die sich in feindlicher Umgebung und klirrender Kälte behauptete und stolz aus dem Schnee ragte.

Noch während er die Blume betrachtete, dichtete er das Lied, das heute zu den bekanntesten kirchlichen Weihnachtshymnen in Deutschland zählt. „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ wird unter anderem auch in Frankreich, England, Norwegen und Finnland zur Weihnachtszeit gesungen. Wie schön, dass Laurentius diesen Blick fürs Detail hatte. Er hätte an der kleinen Christrose auch vorbeigehen können. Aber das tat er nicht. Er hat sie nicht nur gesehen. Sie hat auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Gerade im Advent, wenn Zeit für Ruhe und Besinnung sein sollte, laden uns in Beruf und Privatleben Stress und Hektik auf. Selbst in Zeiten von Corona, wenn uns der Lockdown eigentlich zur Ruhe zwingt. Damit verlieren wir den Blick für das Wesentliche. Von Vorfreude keine Spur. Kein gespanntes Warten auf den Weihnachtsmorgen. Das, was die Kinder noch auszeichnet, diese freudige Erwartung, diese Anspannung: Wann ist es endlich soweit!? - Das geht uns Erwachsenen völlig ab.

Dabei müssten wir nur einmal stehenbleiben und den Kopf heben. Wie Laurentius, der Benediktinermönch. Er hatte Ruhe und den Blick fürs Detail. Für ihn war das mehr als nur eine schöne Blume. Weihnachten heißt auch 2020 noch den Blick auf die Krippe zu richten. Auf den, den wir den Heiland nennen, Jesus Christus, geboren „wohl zu der halben Nacht“.

Wir wünschen Ihnen einen Advent voller Ruhe und Licht mit Blick auf die Krippe und auf das Wunder, das darin liegt.

Neuapostolische Kirche Söllingen