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Landwirtschaft: zu viele Auflagen und Bürokratie, zu wenig Planungssicherheit

Gespräche mit den Wethener Landwirten machen die Sorgen der Bauern verständlich

Diemelstadt-Wethen. „Ich habe nicht gewusst, wie viel Bürokratie ein Landwirt bewältigen muss“, sagte eine Teilnehmerin am Ende der Veranstaltung im früheren Schafstall des Laurentiushofes in Wethen. Die Ökumenische Gemeinschaft Wethen hatte zu einem Dialog zwischen den Landwirten und den Verbrauchern eingeladen, um die Sorgen und Wünsche aller Seiten besser zu verstehen. 11 Landwirtinnen und Landwirte und 35 Verbraucherinnen und Verbraucher aus Wethen und Umgebung kamen, und es wurde ein sehr lebendiger Abend.

In Wethen, einem Dorf mit etwa 400 Einwohnern, gibt es noch sechs aktive Landwirte. Mehrere Höfe wurden in den letzten Jahren von der jüngeren Generation übernommen. Eine große Bereicherung des Dorfes ist, dass viele der Landwirte in die Direktvermarktung eingestiegen sind. Das alles zeugt von einer noch lebendigen Kultur der Landwirtschaft in Wethen. „Unser Beruf ist der schönste, den es gibt. Wir machen ihn mit Freude und Begeisterung, aber es wird uns immer schwerer gemacht“, war die Aussage sowohl der jüngeren als auch der älteren Bauern. „Aber den freien Bauern gibt es nicht mehr.“ Die Entscheidungsfreiheit wird durch immer mehr Auflagen eingeschränkt. Diese werden zudem in kurzen Zeitabständen immer wieder geändert und nehmen zum Teil überhaupt keine Rücksicht auf lokale Gegebenheiten oder klimabedingte Notwendigkeiten. Anschauliche, fast absurde Beispiele machten dies den Zuhörern deutlich.

Bio-Landwirt Josef Jacobi aus Körbecke gab zunächst einen Einblick in seine Hofhaltung mit Käserei und Saatgutvermehrung. Dann erzählten die Wethener Landwirte, die fast vollständig gekommen waren, von ihrem Alltag und ihren Problemen. Sie berichteten von den Schließungen der verarbeitenden Betriebe, so z.B. der Zuckerfabrik in Warburg und der kleineren Schlachthöfe in der Region. Die Abhängigkeit und Unkalkulierbarkeit von Preisen steht neben den zunehmenden Schwierigkeiten durch die klimatischen Veränderungen. Deutlich wurde, dass es bei den Bauernprotesten der letzten Wochen um Probleme geht, die nicht erst die aktuelle Bundesregierung zu vertreten hat. Auch der Bauernverband selbst bekam reichlich Kritik ab.

In mehreren Gruppen wurde engagiert weiterdiskutiert. Das Fazit von mehreren Verbrauchern: „Ich kaufe jetzt noch bewusster in den Hofläden, bei den Erzeugern und von regionalen Anbietern ein, weil ich die Arbeit der Landwirte wertschätzen will.“ Auch die Bauern waren angetan von dem starken Interesse an ihrer Arbeit.

„Landwirte und Verbraucher sind Partner, das sollten wir nie vergessen“, mahnte Josef Jacobi. Zum Abschluss bekamen die Landwirte von den Veranstalterinnen fair gehandelte Kekse in Herzform, „um zu zeigen, dass wir ein Herz für unsere Landwirte haben“.

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