Situation am Klosterweiher

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

ich nehme mir nun gerne Zeit, Ihnen auf diesem Wege nochmals die Tatsachen zum Klosterweiher zu erläutern, nachdem ich der Presse gegenüber am letzten Mittwoch in einem 75 Minuten dauernden Gespräch den gesamten Sachverhalt bereits in aller Ausführlichkeit geschildert hatte.
Zudem wurde das gesamte Problem und dessen Zusammenhänge bereits am 29. November in öffentlicher Gemeinderatssitzung vom Gutachter sehr ausführlich erklärt. Das letzte, ganz wesentliche Gespräch mit der Naturschutzbehörde fand vor drei Wochen am Klosterweiher statt.
Im Jahr 2019 hatten wir den Klosterweiher über fünf Tage für den Badebetrieb gesperrt. Grund war eine Algenblüte, wie sie zumindest in den letzten 14 Jahren nicht vorgekommen ist. Wir standen in ständigem Austausch mit dem Gesundheitsamt. Damals ging die Behörde von Grünalgen aus. Die Schließung erfolgte u.a. auch aufgrund der geringen Sichttiefe, die nicht mehr den Vorschriften für Badegewässer entsprach.
Nach wenigen Tagen konnte der Weiher wieder zum Baden freigegeben werden. Wir haben dann noch in der Saison 2019 Kontakt zu dem Biologen aufgenommen, der den Weiher bereits im Jahr 2005 untersucht hatte. Unser Ziel war, schnellstens belegen und nicht nur annehmen zu können, warum es zu dieser Algenblüte kam. Es stellte sich dann schnell heraus, dass es Sinn machen würde, ein erneutes „Limnologisches Gutachten“ anzufertigen, verbunden dieses Mal aber auch mit der Untersuchung, welche Auswirkungen (positive oder negative) der Biber, der sich zwischenzeitlich oberhalb des Klosterweihereinlaufes niedergelassen hat, auf die Wasserqualität im Weiher hat.
Nur aufgrund von Vermutungen und Annahmen und ohne nachweisbare Daten kann nicht über Lösungsansätze diskutiert werden. Hinzukommt, dass sich der Bereich oberhalb des Weihers die letzten Jahre ganz maßgeblich veränderte. Deshalb beauftragten wir nach Rücksprache im Gemeinderat den Gewässerbiologen Dr. Wurm damit, dieses Gutachten anzufertigen.
Eine solche umfangreiche Untersuchung kann nur in der Vegetationsperiode, also von ca. April bis September/Oktober durchgeführt werden. Dr. Wurm begann dann seine Arbeit sofort im April 2020. Im gleichen Jahr kam es dann bedingt durch die Algenbildung erneut zu einer Sperrung des Weihers für insgesamt vier Tage. Nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren, musste die Ergebnisse ausgearbeitet werden. Wie oben bereits erwähnt, wurden sie dann im November 2020 öffentlich vorgestellt.

Im Wesentlichen bleibt festzuhalten:
Der Schlamm, der sich mittlerweile im Klosterweiher angesammelt hat, zehrt in den Sommermonaten zu viel Sauerstoff, der durch den geringen Frischwasserzulauf nicht mehr kompensiert werden kann. Es kommt zu wenig kaltes Wasser im Klosterweiher an, weil die Sommer trockener werden und sich die Zuläufe aus dem Sommeraubach und der Brigach im vom Biber aufgestauten Biotop und teilweise sogar schon vorher verlieren. Davon kann man sich gut überzeugen, wenn man unterhalb und oberhalb des Biberstaus steht. Schon jetzt, nach der Schneeschmelze, kommt nur noch wenig Wasser im Weiher an. Das ist ganz einfach eine Tatsache.
Des Weiteren wurde festgestellt, dass ab ca. zwei Meter Tiefe kaum noch Sauerstoff vorhanden ist, weil das im Biberstau erwärmte Wasser nicht mehr in diese Schichten absinken kann.
Das im Biberstau stehende Wasser wärmt sich schneller auf und erreicht den Klosterweiher deutlich wärmer, als es von oben her in den aufgestauten Bereich einfließt. Das Wasser ist zudem abgestanden, sauerstoffärmer und insgesamt zu wenig, als dass es dem Klosterweiher helfen würde.
Möglicherweise setzen sich zwar Sedimente im Biberstau ab und es kommt vielleicht weniger davon im Weiher an, aber das bisschen Wasser, das von den beiden Bächen noch übrig bleibt, genügt dem Weiher leider nicht mehr aus genannten Gründen.
Es wäre der Sache nun nicht dienlich, irgendwas oder irgendjemand die Schuld zu geben. Das Problem ist da, ob es uns gefällt oder nicht. Alles ist mit Daten belegt. Es geht nun um die weitere Nutzung des Klosterweihers als Badegewässer sowie um kurzfristige und langfristige Maßnahmen, mit denen wir das Problem aus der Welt schaffen wollen. Allerdings gibt es hier ganz wesentliche Hürden, die wir überwinden müssen:
Diese Vorgaben wurden uns in zwei Gesprächen mit der Naturschutzbehörde und dem Fischereisachverständigen des Regierungspräsidiums aufgezeigt, zuletzt bei einem gemeinsamen Termin am 17. Februar.
1. Der Biber hat nach dem Bundesnaturschutzgesetzt absoluten Vorrang vor dem Klosterweiher.
2. Die unterliegende Brigach darf durch den Weiher nicht noch mehr beeinträchtigt werden, denn schon jetzt „leidet“ die Brigach ab dem Auslauf über einen gewissen Abschnitt durch zu warmes Wasser aus dem Weiher. Es darf zudem bei einem Ablassen des Weihers kein Schlamm in die Brigach gelangen, weil dadurch Kleinstlebewesen oder Fischlaich ersticken können.
3. Stand heute darf kein Frischwasser aus Brigach und Sommeraubach um den Biberstau herum in den Klosterweiher geleitet werden. Grund: Der Zugang in den Biberbau muss unter Wasser liegen. Der Wasserspiegel darf folglich nicht wesentlich absinken. Wir sind somit gezwungen, uns an diese Regeln zu halten und vorerst mit den jetzigen Wassermengen klar zu kommen. Zusätzlich muss nun eine weitere Untersuchung beauftragt werden, ob und wieviel Wasser abgeleitet werden darf, ohne dass der Biber Schaden nimmt und vor allem, wo und wie die Rohre in dem Biotop verlegt werden können. Das dauert Monate.
4. Es muss ferner geprüft werden, ob es möglich ist, am sogenannten „Mönch“, dem Auslaufbauwerk am Weiher, das sauerstoffarme Tiefenwasser abzulassen, ohne dass Schlamm in die Brigach gelangt. Bei einem mit der Stadt abgestimmten Tauchgang mit Kamera wurde durch unsere DLRG vor wenigen Tagen festgestellt, dass das Tiefenwasser gefahrlos abgelassen werden kann, da der betreffende Auslaufbereich am Mönch schlammfrei ist.
5. Ein Entfernen des Schlamms benötigt eine sehr lange Vorlaufzeit, viele Untersuchungen und entsprechende Genehmigungen. Gründe: Der Schlamm ist belastet und eine Entsorgung kann nur über Deponien erfolgen. Es geht um Mengen, die momentan nur geschätzt werden können, sie liegen aber irgendwo zwischen 25000 und 50000 Kubikmeter. Wie viele Tonnen das letztendlich sind, kann ebenfalls nur geschätzt werden. Das alles abzuwägen, zu untersuchen und vor allem auch umzusetzen, bedarf einer langen Vorbereitungszeit. Zum Vergleich: Wir mussten letzten Herbst vergleichsweise geringe 2000 Tonnen belastetes Material im Saarland entsorgen, weil wenigstens dort eine Deponie bereit war, überhaupt solches Material anzunehmen. Es geht also bei der Entsorgung erst einmal weniger darum ob es 5000, 10000 oder über 25.000 Tonnen sind, sondern es geht darum, dieses Material überhaupt wegzubekommen. Zudem sollte der Schlamm vorher getrocknet werden, damit er an Gewicht verliert. Das ginge entweder durch Zwischenlagern, durch Schlammseparation und Schlammentwässerung oder durch trocknen im Weiher. Dafür müsste aber die Brigach unterhalb des Biberstaus mit erheblichem Aufwand um den Weiher herum verlegt werden.
6. Der externe Phosphateintrag ist weiter zu reduzieren.

Ein sehr großes Fragezeichen bleibt und ist ganz wesentlich: Selbst wenn der Klosterweiher jetzt sofort ausgebaggert werden dürfte oder schon ausgebaggert wäre, benötigen wir genügend Frischwasser. Auch ein ausgebaggerter Weiher braucht kühles Frischwasser und zwar entsprechend seiner Größe in ausreichender Menge. Dafür wird meiner Einschätzung nach das bisschen Wasser, das wir vielleicht umleiten dürfen, nicht lange ausreichen.
Momentan ist davon auszugehen, dass wenn wir die Genehmigung zur Ableitung aus der Brigach und/oder Sommeraubach erhalten sollten, von ca. 20 Litern/Sekunde auszugehen ist.
Wie groß die Wirkung bei der Weihergröße von über 25.000 qm und zwei bis drei Meter Wassertiefe sein wird, bleibt abzuwarten.
Beim Vortrag des Gutachters im Gemeinderat habe ich dieses Problem angesprochen. Die Aussage von Dr. Wurm war folgende:
„Es macht keinen Sinn, den Weiher auszubaggern, und am Biberstau nichts zu tun, also nicht für genügend kühlen Zulauf zu sorgen und es macht keinen Sinn, den Zulauf zu verbessern und am Klosterweiher nichts zu tun“.

Aus den genannten Gründen ist beabsichtigt, nun zunächst durch kurzfristige Maßnahmen einen Teil dazu beizutragen, die nächsten Badesaisons zu ermöglichen und parallel dazu die große Maßnahmen mit den zuständigen Behörden zu besprechen.
Als kurzfristige Maßnahmen kommen in Frage:
1. Verwendung eines Schaufelradbelüfters
2. Ggf. zusätzliche Verwendung einer Sauerstoffumwälzung
3. Tiefenwasserentnahme ab ca. Ende April, da erst sinnvoll, wenn sich das Wasser erwärmt.
4. Vorprüfung auf Umweltverträglichkeit der Ableitung von Frischwasser aus den Zuläufen
5. Umweltverträglichkeitsprüfung
6. Antrag auf Gewässerausbau/und oder Umleitung durch Rohre direkt in den Weiher
7. Ggf. Beantragung einer Teichwinterung 21/22

Wir müssen während der kurzfristigen Maßnahmen klären, welche langfristigen Maßnahmen wann und wie umgesetzt werden könnten. Parallel dazu wird, wie bereits erwähnt, eine Untersuchung beauftragt, ob und wieviel Frischwasser aus dem Bereich des Zusammenflusses von Brigach und Sommeraubach entnommen werden kann und darf, damit für die Saison 2022 zusätzlich Frischwasser in den Weiher kommt.
Ich bitte darum zu berücksichtigen, dass wir bei fast allem, was wir am Klosterweiher tun, Genehmigungen benötigen.
Die zuständigen Behörden haben beratende Unterstützung zugesagt. Dann muss eine möglichst genaue Kostenberechnung erfolgen und erst dann kann über die Finanzierung gesprochen werden.
Außerdem müssen wir die Frage klären, woher diese Belastungen im Sediment kommen.
Im Moment sind wir an der Vorbereitung zur Beschaffung einer Belüftungsanlage und/oder Schaufelradanlage.
Der Ablauf des Mönchs wurde untersucht. Wir werden nun das Ablassen des sauerstoffarmen Tiefenwassers unter Vorlage der gemachten Filmaufnahmen bei den Behörden anmelden.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen den Sachverhalt nun klarer machen.
Wir alle hoffen, dieses komplizierte Thema gut hinzubekommen. Ich wäre nun sehr dankbar, wenn wir Sachlichkeit walten lassen. Die Stimmung aufzuheizen, ohne genügend Hintergrundwissen zu haben, hilft uns nicht weiter. Ebenso wenig ist es zielführend, Projekte gegeneinander auszuspielen. Wir wissen sehr wohl, was wir tun.
Wer diesbezüglich Fragen hat, kann sich gerne einen Termin bei mir in der Bürgersprechstunde geben lassen. Wer Kritik oder Anregungen vorbringen will, die uns weiterhelfen, ebenfalls.
Ich stehe gerne für Gespräche zu Verfügung.

Viele Grüße
Ihr Michael Rieger
Bürgermeister

Dieser Beitrag wurde in der Gruppe Stadtverwaltung St. Georgen veröffentlicht.