Pfinztal im späten Mittelalter
Hans Weiß (rechts) bedankt sich im Namen der Gemeinde und des Heimatvereins bei Jeff Klotz
Foto: Jutta Maier
Heimatverein und Gemeinde freuten sich, den profunden Kenner der Geschichte unserer Gegend, Jeff Klotz, im Bürgerhaus begrüßen zu können. Er nahm die Besucher-/innen mit auf eine Zeitreise ins Mittelalter. Der Zeitstrahl des späten Mittelalters umfasst die Jahre um 1350 bis ca. 1520 und war durch vielfältige Spannungen geprägt, die sich auch in Aufständen niederschlugen. Jeff Klotz ging kurz auf die Ausgrabungen des Landesdenkmalamtes in Söllingen und Berghausen ein (Besiedelung durch die Römer und Merowinger) und machte dann einen Sprung in die Jahre um 700, als die Zeit der Klöster begann. Von den Adelsfamilien erhielten die Klöster, wie Gottesaue, Frauen- und Herrenalb, Hirsau, Odenheim, Lorsch und Maulbronn im Laufe der Jahre viele Schenkungen. Die zweit- oder drittgeborenen Söhne des Adels bildeten den Stand der sogenannten „Herrenmönche“. Die praktischen Arbeiten auf den Feldern oder in den Werkstätten übernahmen die Laienbrüder (Mönche minderen Ranges, ohne Priesterweihe, jedoch unter Ablegung eines Gelübdes). Der Aufstieg der Klöster und die Verarmung (um 1450) war ein großer Themenbereich.
Die Anfänge des Adels in den Ortschaften des Pfinztal finden sich bereits im frühen Mittelalter. Jeff Klotz nannte Adelsfamilien in Söllingen und in Berghausen. In Söllingen waren dies die Grafen von Saldingen oder Seldingen. In Berghausen residierten die Adelsfamilien Frye von Barchusen, von Trigel oder von Gärtringen. Vielen unbekannt war, dass die Grafen von Seldingen und die Frye von Barchusen an Kreuzzügen teilnahmen. Die Grafschaften wurden im Laufe der Zeit immer mächtiger, sei es durch Grundstückskäufe oder Heiratspolitik und der Niederadel verlor immer mehr an Bedeutung. Der Niederadel gründete im 14. Jahrhundert die „Martinsvögel“, ein Schutzbündnis zur gegenseitigen militärischen Unterstützung. Nach der Zerschlagung entstand der sogenannte „Schleglerbund“; ebenfalls eine Vereinigung zu Schutzzwecken zwischen Adelsfamilien (14. Jahrhundert). Das militärische Schutzbündnis war, wie bei den Martinsvögeln darauf ausgelegt, die Vorherrschaft des Niederadels gegenüber den stärker werdenden Grafschaften zu wahren. Bekannt ist, dass Eberhard III. von Württemberg im September 1395 die drei Schleglerkönige bei Heimsheim gefangen nehmen ließ. König Wenzel ordnete daraufhin am 27. November 1395 die Auflösung des Schleglerbundes an. Die dem Schutzbündnis angehörenden Adelsfamilien verloren immer mehr an Bedeutung und wurden im Laufe der Zeit durch Gefolgsleute der Grafen und Fürsten ersetzt.
In dieser Zeitspanne war Latein die internationale Sprache der Wissenschaft, Religion und Politik. Jeff Klotz wusste zu berichten, dass im 14. und 15. Jahrhundert rund 50 Pfinztaler Kinder die Lateinschulen in Pforzheim und Ettlingen.
Durch die Entdeckung Amerikas 1492 und die daraus resultierende Versiebenfachung des Goldbesitzes kam es bei uns zur Verarmung. Dies und die hervorragende Heiratspolitik waren Gründe für den späteren Aufstieg des Hauses Baden.
Der Referent wies darauf hin, dass Bauern leibeigen waren. Die Lage der armen Landbevölkerung wurde um 1500 immer drückender, die Auflehnung gegen Adel und Klöster wuchs. Es kam zum Bauernkrieg (1502), die sogenannte „Bundschuhverschwörung“, die blutig niedergeschlagen wurde.
Klotz ging in seinem Vortrag auch auf die Spuren der mittelalterlichen Baukunst im Pfinztal ein. Erwähnenswert ist die evangelische Kirche in Grötzingen, die evangelische Kirche in Berghausen und in Söllingen. In Söllingen sind die Schlusssteine des Deckengewölbes mit dem badischen Wappen sowie dem Wappen deren von Spohnheim verziert. Die Illusionsmalerei mit mittelalterlichen Fragmenten in der Michaelskirche wurde aufwändig restauriert.
Viele Informationen und viel Wissenswertes konnte Jeff Klotz an diesem Abend weitergeben. Hans Weiß bedankte sich abschließend in herzlichen Worten für den gelungenen Vortrag.