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Viele Reden über Klimaschutz, aber tut sich wirklich was? Die Frage, die wir uns stellen ist doch wie geht Klimaschutz, bei uns im Ort, für uns? Die Frage hat sich auch der Grüne Ortsverband Bottwartal gestellt und geht den ersten Schritt: Mit Leuten ins Gespräch kommen, die wissen wie es geht mit der Energie-Wende vor Ort. Lars Bending, Mitglied der Grünen und Kandidat auf der Gemeinderatsliste, wollte Sie alle an einem Tisch haben und lud drei hochkarätige, sehr kompetente Persönlichkeiten aus unserer Umgebung ein. Drei die ganz genau wissen wie es mit der erneuerbaren Energie vor Ort funktioniert und wie man ins Machen kommt. Der Grüne Ortsverband lud am vergangenen Donnerstag in den Bürgersaal nach Steinheim ein und 40 Personen zeigten Interesse an diesem Thema. Sie verfolgten zwei Stunden lang drei sehr kurzweilige und interessante Vorträgen und stellten im Anschluss weiterführende Fragen. Zunächst berichtete der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Steinheimer Gemeinderat Rainer Breimaier von Steinheim und wie unsere Gemeinde momentan zum Thema erneuerbare Energien aufgestellt ist. Als erste Kommune im Bottwartal hat Steinheim eine Klimaschutzmanagerin. Herr Breimaier bezeichnet Steinheim stolz als „Leuchtturm in Sachen erneuerbare Energie.“ Er lobte die Zusammenarbeit mit der LEA (Ludwigsburger Energieagentur), die er als großartig und absolut kompetent in Fragen des Klimaschutzes beschrieb. In Zusammenarbeit mit der LEA entstand auch das Wärmenetz Steinheim. Mit einer Anschlussrate von 55%, einer riesigen Fördersumme vom Bund und dem aktuellen Start der Bauarbeiten kann das Projekt der städtischen GmbH als sehr erfolgreich gewertet werden. Herr Gamerdinger, Vorstand der Tübinger Bürgerenergie berichtete als erster über das Erfolgsprojekt des Energiewendedorfes Breitenholz. Hier wurde eine Genossenschaft gegründet, die verschiedene Projekte in Angriff nimmt. Eines davon war ein Wärmenetz in dem Dorf Breitenholz, welches davor noch nicht an die Gasversorgung angeschlossen war und wo es auf Grund der Baustruktur Handlungsbedarf gab. Mehr als die Hälfte der 250 Gebäude in Breitenholz werden mit erneuerbarer Wärme beheizt. Die Wärme wird hier zu 35% Solarenergie und zu 65% aus Holzhackschnitzeln gemischt. Als zweiter Redner war Herr Gündner, Vorstand des Solarverein Marbach, eingeladen worden. Er berichtete von dem Auf und Ab in der Branche und der Lufterwärmung bei uns vor Ort seit 1881. Bereits 1999 wurde der Verein gegründet, stand kurz vor der Auflösung, bevor es dann seit ungefähr 5 Jahren mit den Mitgliederzahlen, den Projekten und viel ehrenamtlicher Energie wieder vorangehen. Besonders interessant waren die Erfahrungen aus den Solarspaziergänge, die der Verein veranstaltet, von denen er berichtete: Der Verein spricht in einem Quartier Besitzer:innen von PV-/ Solaranlagen an, ob sie über ihre Erfahrungen berichten möchten. Dann wird die Bevölkerung zu Spaziergängen in dem Quartier von PV-Anlage zu PV-Anlage eingeladen. So entsteht ein wertvoller Informationsaustausch über die Kosten, Vorteile, Risiken etc. Aber Achtung: Solaranlagen in der Nachbarschaft sind ansteckend. Auch der dritte Redner Herr Hallmann, Vorstand der Energiegenossenschaft Ingersheim, Windkraft-Betreiberin, ist bei uns in der Gegend wohl bekannt. Er startete seinen Vortrag mit der traurigen Nachricht, dass die Region Stuttgart das zweite Windkraftwerk vorerst abgelehnt hat. Anschließend berichtete er von dem langen Weg zu einer „eigenen“ Windkraftanlage. Auch hier wurde eine Genossenschaft gegründet, die mit 362 Personen unglaubliches geschafft hat. Von großem Widerstand, einem gespaltenen Dorf, viel Engagement, Informationen, Vertrauen und erfolgreicher Öffentlichkeitsarbeit handelte sein Vortrag. Bis heute ist niemand ausgestiegen und alle Argumente der Gegenseite haben sich nicht bewahrheitet, konnten teilweise mit Studien widerlegt werden (Stichwort: Infraschall). Sehr eindrucksvoll führte Herr Hallmann aus, was Öffentlichkeitsarbeit und Vertrauen für das Projekt bedeuten. Nach kurzweiligen zwei Stunden waren die Vorträge vorüber und es schlossen sich noch einige Fragen aus dem Publikum an, so z.B wie man denn nun eine Genossenschaft gründet und ob im Publikum Interesse daran bestünde. Eine andere Frage ging an Herrn Gamerdinger: ob denn in dem Dorf Ablehnung oder Angst zu spüren gewesen sei, wegen der Abhängigkeit von nur noch einem Anbieter in Sachen Wärme. Seine Antwort darauf: Auch bei Wasser und Strom sind wir von einem Anbieter abhängig und wenn bei mir die Heizung ausfällt bin ich selbst dafür verantwortlich, dass sie wieder in Gang gesetzt wird. Bei einem Wärmenetz hingegen wird täglich kontrolliert, ob alles funktioniert und sollte das mal nicht der Fall sein, wird umgehend alles wieder zum Laufen gebracht. Was die Preissteigerungen angeht, so ist alles im Wärmeliefervertrag genauestens und nachvollziehbar dokumentiert, ebenso wie die Indexierung erfolgt und nach welcher Formel. Da auch die Politik vertreten war, in Persona Tayfun Tok unserem Landtagsabgeordneten, bat Lars Bending die anwesenden Experten in ihrem Schlusssatz die Wünsche an die Politik zu formulieren. Herr Gündner war schnell und klar in seiner Wunschäußerung "Habeck weniger bremsen bitte!" Herr Hallmann wünschte sich mehr Energiekompetenz in Politik und Verwaltung. Und Herr Gamerdinger wünschte sich, dass der Klimaschutz mehr in den Fokus der Politik gerückt wird, da er in Zusammenhang steht mit der Wirtschaft, der Sicherheitspolitik und der Abhängigkeit von anderen (autokratischen) Ländern. Wir freuen uns über diese sehr gelungene und interessante Veranstaltung und bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten!