Fronleichnam wie es früher einmal war
Die älteren Oberveischeder erinnern sich gewiss an Fronleichnam, als der Tag seinen besonderen Charakter durch die Prozession erhielt, in die Jung und Alt eingebunden war.
Schon in den Tagen vorher waren Kinder (sie bekamen Hausaufgabenfrei) und Erwachsene damit beschäftigt, Vorbereitungen zu treffen, um die vier Stationsaltäre zu gestalten. Eine Station der Prozession war an der Marienkapelle, eine zweite „an der Wupper“, die dritte hinter der AZO-Fabrik und ein vierter Altar war im Eck, vor Mesters Pferdestall.
Es war eine generationsübergreifende Gemeinschaftsaufgabe und alle waren mit Feuereifer dabei. Die Kinder zogen nachmittags mit Körben über Wiesen und Wegränder, um möglichst viele Blumen in verschiedensten Farben zu pflücken. „Zahnbürsten“ in blasslila, „Tännchen“ in leuchtendem Blau und jede Menge knallgelber Ginster wurden zusammengetragen und in kühlen Kellern gelagert.
Die Männer und Jugendlichen fuhren abends mit Treckern los, um Moos und Tannengrün herbeizuschaffen und die Frauen trafen sich, um Kränze zu binden. Im Eck geschah das meistens in Mesters Scheune und die kühlen Keller zur Blumenlagerung fanden sich bei Schniedersettchens, Rosen oder in Schollen altem Haus.
Besonders am Abend vor Fronleichnam herrschte überall im Dorf geschäftiges Treiben, an dem man spüren konnte, dass etwas Besonderes bevorstand. Pfähle für die Fähnchen wurden eingeschlagen, Straßen gefegt, der Prozessionsweg mit Birkengrün und Girlanden aus Tannengrün umsäumt und alle nur möglichen Vorbereitungen für die Altäre getroffen.
Schon früh morgens an Fronleichnam begannen die Erwachsenen den Blumenschmuck zu platzieren und Frauen legten kunstvoll einen Blumenteppich mit Ornamenten und religiösen Symbolen. Einige arbeiteten noch daran, wenn die Musikkapelle, die die Prozession begleitete, schon in Hörweite war und manchmal flog als letzte Rettung noch ein Blumenkorb hinter einen Gartenzaun, um punktgenau „alles schön“ zu haben.
Schon heute ist der Brauch der Blumenteppiche fast in Vergessenheit geraten. Aber für diejenigen, die dabei waren, sind es ganz sicher schöne Erinnerungen.
Habt Ihr persönliche Erinnerungen daran? Dann schreibt sie in die Kommentarzeile. Es lohnt sich, sie für die Nachwelt aufzuschreiben!
Beigefügt ein Bericht von Ernie Weiskirch zur Fronleichnams-Tradition, den er im Jahr 2011 verfasst hat.