Der Kriminalroman „Requiem für einen Freund“ von Elisabeth Herrmann aus Mai 2020
handelt von einem Berliner Anwalt, der durch Hartnäckigkeit, Mut und seinem Hang zur Gerechtigkeit zwei angeblichen Selbstmorden nachgeht und dadurch immer tiefer in einen Ring international vernetzter Wirtschaftskriminalität gerät.

Der Anwalt Joachim Vernau ist nach vielen Jahren Berufserfahrung in einem Berliner Coworking-Space gelandet, während frühere Studienkolleg*innen in großen Kanzleien der Stadt Karriere gemacht haben. Als das Finanzamt bei ihm eine Betriebsprüfung der letzten vier Jahre ankündigt, kommt er wieder in Kontakt mit Marie-Luise Hoffmann, mit der er die Hälfte dieser Zeit in Kanzleipartnerschaft gearbeitet hatte. Die Betriebsprüfung endet am zweiten Tag mit dem angeblichen Selbstmord des Finanzbeamten in Vernau´s Büro. Eine unauffindbare Quittung von vor vier Jahren scheint immense Bedeutung zu haben, und vieles scheint mit dem Selbstmord einer Staatsanwältin vier Jahre zuvor in Zusammenhang zu stehen – die Betriebsprüfung wird von einer angeblichen Finanzbeamtin weitergeführt. Vernau hat Zweifel, weiht Marie-Luise in seine Vermutungen ein; er gerät im weiteren Verlauf des Krimis immer tiefer in das Wirrwarr von Korruption, Bestechung, Gewalt und Verschleierungsversuchen der Berliner Immobilien- und Bauwirtschaft.

Aus alter Freundschaft zu seinem Studienkollegen Sebastian Marquardt bringt sich der Vernau selbst in Gefahr. Weil er mittlerweile zu viel weiß, fliegt er als Unterhändler nach Hongkong, um den dort untergetauchten Marquardt zu retten, und erlebt in der asiatischen Metropole einige Überraschungen.

„Requiem für einen Freund“ ist spannend geschrieben. Die Figur Joachim Vernau, im Krimi oft als Mittelklasse-Anwalt belächelt, hat das richtige Gespür für Ungereimtheiten und folgt seiner Intuition. Zwischendurch geht es immer wieder auch um die skurile Alten-WG, in der seine Mutter lebt, um Marie-Luise, die ihn mit ihrem Scharfsinn unterstützt, und um die reale schwierige Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt.
Sehr lesenswert!

Das Buch kann in der Bücherei kostenlos ausgeliehen werden.

Hildegard Schäfer