Bunter Schal und große Geschichte: Steinheim feiert 115 Jahre Steppenelefant
Mit einem außergewöhnlichen Fest würdigte der Förderverein Urmensch-Museum Steinheim am vergangenen Samstag die Entdeckung des berühmten Steinheimer Steppenelefanten vor 115 Jahren. Zahlreiche Besucher versammelten sich auf dem Platz vor dem stählernen Monument zum "Steppi-Fest".
*Gemeinschaftsprojekt begeistert*
Im Mittelpunkt der Feier stand ein besonderes Kunstwerk: Ein 11,50 Meter langer, bunter Strickschal schmückte den stählernen Steppenelefanten auf dem Kreisverkehr. Die Länge von exakt 115 Dezimetern war dabei kein Zufall - sie symbolisiert die 115 Jahre seit der Entdeckung des prähistorischen Riesen.
Über 50 Personen, darunter viele Kinder, hatten fast ein Jahr lang an diesem außergewöhnlichen Gemeinschaftsprojekt gearbeitet. Die Idee stammte von Vereinsmitglied Gerald Walther, der dem Museum durch diese kreative Aktion zu neuen Besuchern verhelfen wollte. Unterstützt wurde das Projekt von Gisela Löhle und den Aufsichtsdamen des Urmensch-Museums.
"Vor allem waren es wohl Besucherinnen, die im Museum einzeln oder gemeinschaftlich an dem Schal gestrickt haben", berichtete der Vereinsvorsitzende bei seiner Begrüßung.
*Musikalischer Rahmen*
Die Stadtkapelle Steinheim unter Leitung von Peter Schäfer umrahmte die Feier musikalisch - erstmals in ihren neuen Uniformen. Bürgermeister Winterhalter richtete ein Grußwort an die Festgäste. Ein Gewinnspiel, bei dem die Besucher das Gewicht der verwendeten Wolle schätzen konnten, sorgte für zusätzliche Spannung.
*Bedeutender Fund von 1910*
Der Anlass der Feier führt zurück ins Jahr 1910: Am 6. August jenes Jahres wurden in der Sandgrube von Karl Sammet die ersten Knochen des Steppenelefanten entdeckt. In den folgenden zweieinhalb Wochen legten Arbeiter ein nahezu vollständiges Skelett frei.
Wilhelm Otto Dietrich, ein junger Wissenschaftler am Königlich-Württembergischen Naturalienkabinett in Stuttgart, beschrieb den Fund 1912 erstmals wissenschaftlich. Max Böck war für die aufwendige Präparation und erste Skelettmontage verantwortlich.
*Imposante Dimensionen*
Der Steinheimer Steppenelefant beeindruckt durch seine gewaltigen Ausmaße: Mit einer Scheitelhöhe von mindestens vier Metern und einer Länge von etwa 5,7 Metern war er ein wahrer Riese. Wissenschaftler schätzen sein Lebendgewicht auf 8,5 Tonnen. Der Steppenelefant lebte vor rund 250.000 Jahren im Mittleren Eiszeitalter und gilt als Vorfahre des Mammuts.
*Museum lädt zum Besuch ein*
Das originale Skelett ist heute im Naturkundemuseum Stuttgart ausgestellt, eine naturgetreue Nachbildung kann im Steinheimer Urmensch-Museum bewundert werden. Professor Karl Dietrich Adam hatte das Museum konzipiert und 1974 einen eigenen Anbau für die Skelettmontage errichten lassen.
Der Förderverein nutzte das Fest auch, um für das Urmensch-Museum zu werben. Neben dem Steppenelefanten können Besucher dort auch den berühmten Steinheimer Urmenschen (Homo steinheimensis) entdecken - "den eigentlich berühmtesten Bewohner Steinheims", wie augenzwinkernd angemerkt wurde.
Das stählerne Monument auf dem Kreisverkehr, geschaffen von Schlossermeister Heinz Deuble, war 2010 zum 100-jährigen Fundjubiläum enthüllt worden und steht seit 2014 an seinem heutigen Platz.
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